Berichte zum Wochenende in Aachen, Rheinbach und Köln
Ein erster Bericht zu den Kundgebungen vor den Knästen in Aachen und Rheinbach wurde bei indymedia am Samstag Abend veröffentlicht, diesen dokumentieren wir hier, sowie die verlesenen Grußworte von Thomas Meyer-Falk. Weitere Berichte und Auswertungen werden folgen. Fotos gibt es bereits weiter unten.
Die Grußworte von Thomas Meyer-Falk an die Demo:
“Herzliche und kämpferische Grüße aus dem Bruchsaler Gefängnis an Euch, die ihr hier zu der Demo gekommen seid. Knast zerstört! Knast zerstört Menschen, Familien und letztlich auch gesellschaftliche Strukturen, denn Knast ist destruktiv! Und deshalb ist es so wichtig für die Abschaffung von Gefängnissen zu demonstrieren und zu streiten.
Aber es ist meiner Ansicht nach auch wichtig die gesellschaftliche Funktion der Knäste zu berücksichtigen; das heißt Knäste sind Symptom und nicht Ursache einer deformierten Gesellschaft. Wer also für eine Abschaffung von Haftanstalten kämpft, legt zwangsläufig die Axt an das herrschende System.
Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland eine immer größer werdende Bewegung, die über konkrete Einzelfallhilfe hinaus die Strukturen in den Blick nimmt und mit Gefangenen zusammen für eine Gesellschaft ohne Knäste kämpft. Und die Demonstration hier und heute ist eine Aktionsform in diesem Kampf!
Mit meinem Herzen und in Gedanken bin ich heute bei Euch!
Für eine Gesellschaft ohne Knäste!”
Thomas Meyer-Falk
+++ Solidaritäts-Demos/Kundgebungen in Aachen und Rheinbach für alle (kämpfenden) Gefangenen +++ ca. 40 Knastgegner_innen in Aachen +++ Sichtkontakt mit Gefangenen +++
Heute, am 26.9.2009, versammelten sich mehr als 40 Menschen, um den Inhaftierten der JVA Aachen und dem Gefängnis in Rheinbach ihre Solidarität zu zeigen und die aktuellen Herrschaftsverhältnisse, die für das Knastsystem verantwortlich sind, in Frage zu stellen und kritisch anzugreifen.
Aufgrund der Tatsache, dass die_der Autor_in lediglich der Demo in Aachen beiwohnte, wird hier nicht auf die Ereignisse in Rheinbach eingegangen. Alle, die dort waren, können natürlich gerne den Artikel ergänzen.
Gegen 11 Uhr begann sich der bunt gemischte Haufen aus Anarchist_innen, Menschen aus Anti-Repressions-Zusammenhängen und anderen herrschaftskritischen Personen bei strahlendem Sonnenschein auf dem Besucher_innenparkplatz der JVA Aachen zu sammeln. Die vom Lautsprecherwagen abgespielte Musik leistete ihren Beitrag zur allgemein entspannten Stimmung.
Die Auftaktkundgebung begann mit einer Rede, in der eine klare Position gegen Strafe und für eine andere Gesellschaft ohne Knäste herausgestellt wurde.
Daraufhin zogen die Knastgegner_innen in einer kleinen Demonstration, während derer mit Trillerpfeifen, Metallgegenständen und Tröten einiger Lärm gemacht wurde, der einige Gefangene ans Fenster lockte, zum Haupteingang des Gefängnisses. Auf der dort stattfindenden Zwischenkundgebung wurde ein Grußbrief des Gefangenen Thomas Meyer-Falk verlesen, der momentan in der JVA Bruchsal gefangen ist. (Nähere Informationen zu Thomas sind zu finden unter www.freedom-for-thomas.de)
Daraufhin ging die Demonstration zurück in Richtung Besucher_innenparkplatz und zog an diesem vorbei über die Krefelder Straße auf den Eulersweg. Die vorbeifahrenden Autofahrer_innen wurden mit Transparenten mit Aufschriften wie “Solidarität mit allen kämpfenden Gefangenen” oder “Für eine Gesellschaft ohne Knäste” auf das Anliegen der Demoteilnehmer_innen aufmerksam gemacht. Auf dem Eulersweg machte die Demonstration an einem Hintereingang der JVA halt. Der Dort gehaltene Redebeitrag kann auf der Internetseite des Anarchist Black Cross Berlin nachgelesen werden (www.abc-berlin.net).
Die laute Musik und Bambule der Knastgegner_innen brachte auch hier die in Sichtweite befindlichen Gefangenen ans Fenster. Das Winken und die gerufenen Parolen der Leute “draußen” wurden von den Leuten “drinnen” mit Winken und Lichtreflexionen durch Spiegel beantwortet. Nachdem die Signale der Gefangenen aufgehört hatten (vermutlich wurden sie von den Schließer_innen aus ihren Zellen geholt), löste sich die Demonstration auf.
Ein Großteil der Teilnehmer_innen machte sich daraufhin auf den Weg nach Rheinbach, wo um 14 Uhr ebenfalls eine Solidaritätskundgebung stattfand. Wie bereits erwähnt, hat die_der Autor_in daran nicht teilgenommen und kann somit nix darüber berichten. Um Ergänzungen wird gebeten.
Alles in allem lässt sich der Tag (zumindest in Aachen) eher positiv als negativ bewerten. Denn den Gefangenen wurde gezeigt, dass sie nicht alleine sind, dass Menschen mit ihnen solidarisch sind, dass nicht alle in dieser Gesellschaft das System von Strafe und Wegsperren unterstützen.
Ein herzlicher Gruß geht hiermit an die Gefangenen, die unsere Solidaritätsaktion beantwortet haben, aber selbstverständlich auch an alle anderen, die uns entweder nicht gehört haben oder nicht antworten konnten. Hoffentlich hat Euch unsere Aktion Mut gemacht, (weiter) zu kämpfen.
Für eine Gesellschaft, in der es keine Knäste braucht!
Freiheit für alle!