Über schießwütige Bullen und Kugeln die treffen
Brennende Autos und militante direkte Aktionen in Berlin fast jede Nacht; Bullen, die Strassen und Viertel besetzen und immer mehr Überstunden anhäufen; ein Innensenator und ein Polizeipräsident, die in Erklärungsnot geraten angesichts des zunehmenden Widerstands gegen die bestehenden Verhältnisse…
Das Klima wird heißer in Berlin. Das Unvermeidliche stand schon seit längerem in Raum: wann dreht einer der Schergen des Staates durch und schießt auf Leute und verletzt diese vielleicht sogar tödlich. Dass dies dann an einem doch eher denkwürdigen Tag passieren sollte, erschreckt uns dann doch. In den frühen Stunden des 6. Dezember, ein Jahr nach den tödlichen Polizeischüssen auf Alexandros in Athen, schoss ein zivil gekleideter Bulle auf Jugendliche, die ihn angegriffen haben sollen. Er war unterwegs im Friedrichshainer Nordkiez auf der Suche nach Nobelkarossen flamierenden BrandstifterInnen. Er fand aber keine, sondern traf auf eine Gruppe Jugendlicher, in deren Folge er einen von ihnen ins Bein schoss. Danach verlor er außerdem noch die Pistole, welche erst am nächsten Morgen wiedergefunden wurde.
Am 12. Dezember wurden von solidarischen Menschen am Forckenbeckplatz einige Transparente angebracht und in der Umgebung Flugblätter an AnwohnerInnen verteilt:
„Über die Schießerei in Friedrichshain
Sonntag, 6. Dezember um 2:30 Uhr. Forckenbeck Platz, Friedrichshain, Berlin. Ein Helikopter überfliegt den Park, er sucht nach der weggeworfenen, abgefeuerten Pistole eines schuldigen Polizisten in der Verkleidung eines Zivilisten.
Am letzten Sonntag schoss ein Zivilpolizist einem 18-Jährigen ins Bein. Der Polizist behauptet, dass er gegenüber den fünf betrunkenen Jugendlichen in Notwehr gehandelt hätte. Die Schießerei fand in einem unserer Parks, dem Forckenbeck Platz, statt. Das was wir über den Vorfall hören, stammt aus den Massenmedien, die behaupten dass gewalttätige Jugendliche die „unschuldige“ Polizei attackiert haben. Es ist wieder einmal klar auf wessen Seite die Presse steht. Tag und Nacht sind Friedrichshains Strassen voll von in Zivil gekleideten und uniformierten Polizisten, da ist es kein Wunder dass die Leute reagieren indem sie sich zu wehr setzen und zurück schlagen. Was jedoch keine Erwähnung findet, ist die inhärente Gewalt der Polizei. Wenn wir von der Gewalt der Polizei sprechen, meinen wir nicht nur das Verprügeln, die Schlagstöcke, die Handschellen, die Gefängniszellen, sondern das ganze System, das die Polizei an ihre Stelle setzt und ihre Präsenz notwendig macht. Ein System, dass sich durch alltägliche Gewalt in Form von Arbeit, Schule, Gefängnis, Arbeitsamt, Bürokratie und Langeweile auszeichnet. Die Gewalt von tausenden von Werbetafeln, die uns jeden Tag mit Werbebotschaften bombardieren und die Gewalt von einem Leben in dem Objekte andere Objekte konsumieren. Nämlich der Staat und der Kapitalismus.
Wir wollen ein Ende der Besetzung von Friedrichshain durch die Polizei. Nicht nur das, auch wollen wir die Abschaffung der Polizei und dem System, das die Polizei notwendig macht.
An ihrer Stelle sollen die Menschen ihr Leben in die eigenen Hände nehmen und es selbstbestimmt führen nach den Prinzipien von Antiautorität, Solidarität, Kooperation und gegenseitiger Hilfe.
Einige Anarchisten aus dem Nord Kiez.“