EA Berlin: 1. Mai – noch nicht für alle vorbei

ea-berlinFast fünf Monate nach dem 1. Mai 2010 ist dieser wie immer noch nicht für alle vorbei. So sitzt Hakan E. immer noch in Untersuchungshaft in der JVA Moabit.
Vorwurf: Ein Flaschenwurf mit Treffer.

Dabei ist die „Beweislage“, wie sie sich im Prozess darstellt, äußerst dünn. Die Hauptbelastungszeugin, wie alle anderen Zeug_innen Polizistin einer Einsatzhundertschaft, belastete Hakan in ihrer ersten Aussage schwer und gab eine detailreiche Schilderung von Wurf bis Festnahme ab. Als eindeutiges Erkennungszeichen für Hakan konnte sie angeben, dass er der „einzige Türke dort“ gewesen sei und ein weißes T-Shirt getragen habe.

Nur wenige Tage später allerdings, nachdem sich in einer Einsatzauswertung der Bullen herausstellte, dass die beiden Kollegen, die sie als Festnehmende angegeben hatte, an dem Abend überhaupt keine Festnahmen getätigt hatten, schauen sich die Zeugin und der weitere Zeuge beim LKA die gefertigten Polizeivideos an, in der Hoffnung die Tathandlung darauf zu finden.

Daraufhin folgt in einem „Vermerk“ ihre Korrektur der Aussage. Nein, der Tatort sei nicht an der Ecke, sondern gegenüber gewesen. Nein, die Zeit sei auch eine andere gewesen. Nein, die Flasche flog nicht in die, sondern in die Richtung und traf auch nicht den, sondern einen anderen. Und schlussendlich: festgenommen haben nicht die, sondern zwei andere…

Der Kollege, der mit ihr die Videos ansieht, bestätigt ihre korrigierte „Aussage“. Zwei andere Bullen machen Aussagen, die Hakan nicht weiter belasten, darunter auch der angeblich am Hinterkopf getroffene, der allerdings „nichts gemerkt“ habe.
Auf dem Video ist kein Wurf zu sehen, wohl aber ein verblüffter Hakan, der (in schwarzem Pullover) an einer Ecke steht und guckt, als auf einmal ca. 10 Bullen auf ihn zulaufen und ihn festnehmen.

Der vorbestrafte Hakan bleibt also fortdauernd in Untersuchungshaft. In Missachtung des besonderen Beschleunigungsgebotes, das bei U-Haft aufgrund der besonderen Belastung ein schnelles Verfahren garantieren soll, terminiert der Strafrichter ca. alle 3 Wochen einen neuen Prozesstag.
Er zeigt dabei absoluten Verurteilungswillen.
Hakan bestreitet und hält die Klappe.
Der EA unterstützt die Verteidigung mit Euren Spenden, die sich aber zumindest für diese Instanz bei diesem Richter nicht all zu viele Hoffnungen macht.

Hakan freut sich über Eure Post und auch, wenn ihr seinen Prozess zahlreich besucht. Der nächste interessante Prozesstag ist der 6.10., Saal 571, 9.00 Uhr – dort werden dann weitere Bullen gehört.

Hakan Eroglu
Buch.-Nr.: 1217/10
JVA Moabit
Alt-Moabit 12a
10559 Berlin

Weitere Prozesstermine: 27.10.
immer im Raum 571 im Kriminalgericht Moabit.

Der Ermittlungsausschuss ist, um Menschen wie Hakan unterstützen zu können, auf Eure Spenden angewiesen.
Spendenkonto:
Netzwerk Selbsthilfe E.V.
Kto. 7403887018
BLZ: 100 900 00
Berliner Volksbank

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