Update zum Hungerstreik in kalifornischen Knästen
Seit dem 1. Juli gibt es einen Hungerstreik in Knästen in Kalifornien, ein Update zur Situation von arap – against repression – against prisons.
Es sind jetzt 18 Tage dass eine Gruppe von Gefangenen im Pelican Bay State Prison’s Security Housing Unit (SHU) aufhörten zu essen. Ihr Hungerstreik wurde begonnen, um gegen die Bedingungen in der Iso-Haft im ältesten und größten Hochsicherheitsknast von Kalifornien zu protestieren, wo sie 22 ½ Stunden am Tag in ihren Zellen isoliert sind und in der übrigen Zeit allein in einem Beton „Hof“ eingesperrt sind.
Viele sind in der SHU seit Jahren, einige seit Jahrzehnten, mit wenig Hoffnung diese jemals lebend zu verlassen – eine extreme Situation die, ihrer Meinung nach, extreme Maßnahmen erfordert.
Seit Beginn des Streikes hat dieser sich in 13 der 33 Knästen verbreitet wo – laut dem DRDC (California Department of Corrections and Rehabilitation) – über 6.600 Gefangene „zumindest zeitweise die Annahme ihre Mahlzeiten verweigerten“.
Informationen aus diesen „Knästen in den Knästen“ sind schwer zu bekommen und fast gar nicht zu überprüfen, aber durch Familienangehörige, Freunde und Unterstützer_innen sickern immer wieder Nachrichten durch.
Nach Angaben der Prisoner Hunger Strike Solidarity Coalition erhielten sie ein „dringendes Update vom medizinischen Personal“ aus Pelican Bay.
Danach sagte eine “Quelle mit Zugang zu den aktuellen medizinischen Bedingungen, die es vorzieht unbenannt zu bleiben”:
„Es geht relativ schnell voran mit den für die inneren Organe zerstörerischen Konsequenzen der Dehydration. Sie trinken kein Wasser und dekompensieren (med. begriff – der Körper kann eine Fehlfunktion der Organe nicht mehr ausgleichen) schnell. Einige haben versucht etwas Wasser zu trinken, sind aber so krank dass sie es wieder ausbrechen. Andere leiden unter Nierenversagen und konnten seit Tagen nicht mehr pinkeln. Einige haben so hohe Blutzuckerwerte, dass es für sie tödlich sein kann wenn sie nicht behandelt werden.“
Familienangehörige, die die Gefangenen besucht haben, berichten dass diese sichtbar dünner, kränker und schwächer werden.
Wie lange dauert es bis ein Mensch im Hungerstreik stirbt?
Die Antwort hängt davon ab in welchem körperlichen Zustand der Mensch sich vor dem Hungerstreik befand – aber auf jeden Fall dauert es nicht sehr lange.
Nach 24 Stunden ohne Essen beginnt der Körper sich „ selbst zu ernähren“. Zunächst werden die kurzfristig zur Verfügung stehenden Energiereserven des Menschen in Anspruch genommen. Nach etwa 4- 5 Wochen zeigen sich schwere Symptome, einschließlich des Versagens verschiedener Organe.
Ohne Flüssigkeit stirbt der Mensch früher, in der Regel in weniger als 2 Wochen.
Die Liste der fünf “Kernforderungen” ist alles andere als radikal. Unterstützer_innen sagen, dass die Forderungen verhandelbar sind, und die Streikenden haben mitgeteilt, dass sie „Mediatoren von außerhalb begrüßen“ würden.
Aber die CDCR – Sprecherin Terry Thornton sagte gegenüber der New York Times “lässt sich nicht zwingen oder manipulieren“ und sei „standhaft in ihrer Position nicht mit den Hungerstreikenden zu verhandeln“.
Die Reaktion der CDCR bisher ist einheitlich feindselig und manchmal ablehnend /geringschätzig.
In einem Radiointerview sagte Thornton, das die Gefangenen vielleicht heimlich essen.
„Einige Gefangene wurden dabei beobachtet, wie sie Lebensmittel, die sie in der Kantine gekauft haben, essen“. Und: „Einige Gefangene weigern sich wiegen zu lassen. Das könnte darauf hinweisen dass sie essen. Es ist wirklich schwer etwas zu sagen weil sie eine medizinische Evaluation verweigern“.
Kalifornische Knäste werden von der Bundesregierung überwacht.
Dies ist eine Reaktion auf die aktuellste Grundsatzentscheidung des Obersten Gerichtes. Darin wurde festgestellt, dass die Bedingungen in den SHUs „ nicht vereinbar sind mit dem Begriff der Menschenwürde“.
Aber auch der vom Gericht eingesetzte „Beauftragte für das Gesundheitswesen im Vollzug“ hat Berichte über den sich verschlechternden Gesundheitszustand einiger Gefangener ebenfalls bestritten.
Nancy Kincaid ,Pressesprecherin des California Prison Healthcare Services ,behauptet in einem Radiointerview u.a. :
„Ich denke die Informationen in der Presseerklärung sind weitgehend übertrieben. Zur Zeit haben wir keine Gefangenen die sich weigern Flüssigkeit zu sich zunehmen. Es gibt auch keine Berichte über Gefangene die Medikamente verweigern. Es gibt Häftlinge die medizinische Versorgung verweigern. Sie haben das recht darauf dies zu tun.“
Im San Francisco Chronicle hat Thornton gesagt, die Gefangenen sollten ihren Forderungen durch andere Mittel Gehör verschaffen. „Obwohl dieser Hungerstreik friedlich ist, ist dies nicht der geeignete Weg, um Anliegen und Bedenken anzubringen.“
Aber die Gefangenen weisen darauf hin, dass sie alle möglichen andere Wege vergeblich versucht haben.
In einem von seinen Anwälten veröffentlichen Statement schrieb Todd Ashker, einer der Sprecher der Hungerstreikenden, u.a. : „Unsere 602 Beschwerden und unzähligen Gerichtsverfahren haben uns nichts gebracht.“
Darüber hinaus sind einige der Gefangenen lange genug in der SHU um sich an den Hungerstreik vor 10 jahren zu erinnern. Damals verweigerten 600 Pelican Bay-Gefangene für 10 Tage das Essen und das CDCR vereinbart hatte seine Politik der Gang-Bewertung und des „debriefings“ zu überprüfen und zuändern.
Ein Jahrzehnt später hat sich absolut nichts geändert
“Sie protestieren gegen Bedingungen, die qualvoll und unmenschlich sind,” sagt Molly Porzig von der Prisoner Hunger Strike Solidarity Coalition dem Chronicle. “Sie glauben zu wissen, dass das DCPR keine sinnvollen oder langfristig Änderungen vornehmen wird, bis sie anfangen zu sterben, und sie sind bereit,dies zutun.”
Angebot des CDCR vom 15.7.
Die Pelican Bay Hungerstreikenden lehnten das „Angebot“ des CDCR ab.
In Erwiderung der 5 Forderungen der Gefangenen, hat das CDCR ein vage formuliertes Schreiben vorgelegt, indem sie eine „umfassende Bewertung der bestehenden Grundsätze und des Verfahrens“ der SHUS ( security housing units) ankündigte. Es gab keine Hinweise oder Erklärungen dass es überhaupt Änderungen gebn wird.
Während das CDCR behauptet, dass es keine medizinischen Krisen gibt, berichten die Mediatoren das Hungerstreikende zwischen 25 – 35 Pfund Gewicht verloren haben und es medizinische Komplikationen gibt die ihnen Sorge bereiten. Und trotz den Zusagen wurden bisher weder Salz – noch Vitamintabletten ausgeteilt.
Das von der CDCR verteilte Schreiben hat dazu geführt, dass Gefangene die aus unterschiedlichsten Gründen mit dem Hungerstreik aufgehört hatten, diesen wieder aufgenommen haben.
Anwälte, Mediatoren und die Hungerstreikenden selbst wehren sich gegen die falschen Behauptung dass der Hungerstreik „von Gangs und ihren Bossen manipuliert und dirigiert“ wird, wie es das CDCR behauptet.
Neben der SHU und dem Hauptgebäude des Pelikan Bay knastes gab es Meldungen aus den Knästen CCI Tehachapi, Corcoran, Folsom, Calipatria, Centinela, RJ Donovan, San Quentin State Prison und Valley State Prison für Frauen dass der Hungerstreik weitergeht.
Ob und wenn ja wie viele der Gefangenen in den anderen Knästen in Kalifornien im Hungerstreik sind, war nicht rauszukriegen.
Am 16. gab es einen Aufruf zu einem Knastarbeitsstreik zur Unterstützung
hier einige Auszüge aus dem Aufruf:
Am 1.Juli begann ein unbefristeter Hungerstreik von Gefangenen der Pelican Bay SHU.
Gefangene aus Corcoran und Folsom und anderen Knästen haben sich ihnen angeschlossen.
……
Um diesen Kampf zu gewinnen muss jedoch jede verfügbare Ressource ins Spiel gebracht werden.
Wir stehen an einem historischen Wendepunkt,an dem Gefangene Kontrolle über ihr Leben nehmen können, mit zureden bei den Bedingungen unter denen sie leben sollen, oder aber weiterhin nur Schachfiguren zu sein, geführt durch externe Kräfte , die zuzusehen wie alles noch schlimmer wird.
Ab sofort können Gefangene, die für die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen eintreten, einen friedlichen Arbeitsstreik in jedem Gefängnis im Staat beginnen.
Streikende können Forderungen stellen die sie für den Knast in dem sie sind,für wichtig halten. Jedoch sollte die erste Forderung immer sein, die Forderungen der Gefangenen in den SHUs zu erfüllen.
Der längste Arbeitsstreik im Knast in der Geschichte der USA in Walla Walla (Washington State Penitentiary) 1978 dauerte 47 Tage.
Das Ergebnis des Streikes war die Entlassung der als „Walla Walla Brothers“ bekannten gefangenen aus der Isolationshaft, der fristlosen Entlassung des Director of Corrections Harold Bradley , der Versetzung des Knastleiters .
Arbeitsstreiks können positiven Veränderungen erreichen und tun dies oft auch.
Bei dem kürzlich durchgeführten Streik in Georgia beteiligten sich landesweit in jedem Knast Gefangene an dem gewaltlosen Arbeitsstreik. Die Gefangenen wurden von ihren Familien und Freund_innen unterstützt die dabei halfen den Streik in anderen Knästen bekannt zu machen und die unterstützende Gruppen in einer Vielzahl von Communities fanden. Dadurch konnten Informationen über die Haftbedingungen bekannt werden und auf die Forderungen aufmerksam gemacht werden.
Gefangene in Kalifornien wollen das Gleiche zu tun.
…….
Keine Arbeit bedeutet keine Küche, kein Krankenhaus, kein gar nichts, keine Ausnahmen.
Jeder der für Gewalt eintritt ist ein Provokateur und solchen Leuten zuzuhören wird nur zur Niederlage führen.
Der Kampf muß beständig und langwierig sein.
Falls du nicht die Person bist die sowas kann gib dieses Schreiben bitte an einen weiter von dem du denkst er kann das.
Laßt uns rekapitulieren …
ab sofort beginnen Gefangene mit einer friedlichen Arbeitsniederlegung in allen Knästen.
Niemand arbeitet – keine Ausnahmen.
In Walla Walla dauerte es 47 Tage ; es braucht Zeit um das öffentliche Bewußtsein zu ändern
es darf keine Gewalt geben
die erste Forderung der hungerstreikenden die erfüllt werden muß ist die Beendigung des „Debriefings“ wie es in allen SHUs betrieben wird. Außerdem soll „Debriefing“ als kriminelles Delikt eingestuft werden.
Der Arbeitsstreik ist vorbei wenn die hungerstreikenden Gefangenen entweder gewonnen haben oder besiegt wurden.
Wenn einzelne , lokale Forderungen nicht erfüllt wurden, kann der Streik in dem Knast weitergeführt werden.
Links
San Francisco Bay View
Pelican Bay Hunger Strike
Radiointerview
Prisoner Hunger Strike Solidarity coalition
Southern California Public Radio
Zu den körperlichen Folgen des Hungerstreiks + hier
Die 5 „Hauptforderungen“
New York Times
San Francisco Chronicle
Todd Ashker + hier
Solitary Watch
Brief von Hugo Pinell und anderen Hungerstreikenden
Legal Services for Prisoners with Children
Critical Resistance
indybay
1 Response
[…] in Lateinamerika.Hungerstreik: In Pelican Bay, Kalifornien befinden sich die Gefangenen wegen ihrer Haftbedingnungen im Hungerstreik. Inzischen haben sich die Hungerstreiks auf weitere Staatsgefängnisse mit […]