Lavrion, Attica: Anarchistische Intervention zum Thema ökonomische Krise…in Griechenland
Gefunden auf der Webseite des griechischen Übersetzungskollektivs Contra Info.
Am Morgen des 1. September mischten sich AnarchistInnen auf dem Markt der Stadt in die Debatte um die ökonomische Krise ein und stießen auf zumeist freundliche Resonanz. Hier der Text, der verteilt wurde.
Hier ein paar Gedanken zum Thema Krise
Einer in der letzten Woche durchgeführten Umfrage entsprechend, wurde offensichtlich und offiziell erfasst, was jede(r) bereits wusste: Die Arbeitslosenquote stieg in einem nie dagewesenen Tempo.
Obwohl wir über eine Touristensaison sprechen, die mit saisonaler Beschäftigung einhergeht, erreichte die offizielle Arbeitslosenquote demnach 16,6%, d.h. 812.000 ArbeiterInnen blieben ohne Arbeit. Wenn auch die Menschen berücksichtigt werden, die in Teilzeit arbeiten und überhaupt nicht in der Statistik erfasst werden, wird verständlich, dass wir nicht nur ein paar Jahre zurück versetzt werden, sondern gleich in die „wundervollen“ 60er Jahre.
Allerdings ist die Situation für Menschen, die arbeiten, auch nicht viel besser. Der zehnstündige Arbeitstag wurde zum Gesetz, die Löhne wurden drastisch gekürzt und das was geblieben ist vom Wohlfahrtsstaat (welchen wir als indirektes Gehalt und ein Gewinn erkennen sollten) verschwindet – alles im Namen der nationalen Sanierung.
Es ist wichtig die Gründe zu verstehen, warum dieses alles passiert. Wenn wir die griechische Regierung und die Fernsehsender ernst nehmen, müssen wir zu dem Schluss kommen, dass wir angeblich einer Schulden-Hölle begegnen, die zurückgezahlt werden muss, weil sonst IWF und unsere Kreditoren uns bestrafen werden. Stimmt das?
Stehen die Löhne im privaten Sektor z.B. tatsächlich in Relation zur Schuldenrückzahlung des Staates? Und in dem Fall, dass das Memorandum nicht unterzeichnet worden wäre, wäre dann alles in Ordnung? Warum existieren dann ähnliche Maßnahmen in einer Reihe von Ländern, die niemals einem Memorandum zugestimmt haben. (Vereinigtes Königreich, USA, Italien und Frankreich) oder sogar in Ländern mit Profitrate (Deutschland)? Könnte es sein, dass diese Maßnahmen eine Entschuldigung sind und auf unsere Unwissenheit angewiesen sind?
Gewissenhaft verstecken die Massenmedien vor uns die unbequeme Wahrheit. Die Krise des Kapitals wird zu einer Krise der Arbeit, durch die in der gesamten westlichen Welt getroffenen Maßnahmen. Sie wälzen die gesamte Last ihrer „Sünden“ auf unseren Rücken ab.
Sie geben hunderte von Milliarden aus, um Banken zu retten, während sie Kredite bei diesen zu noch schlechteren Konditionen aufnehmen. In anderen Worten, sie verwandeln private Schulden in Fiskal-Defizit. Ihr Ziel ist es, unsere Arbeit abzuwerten und wieder einmal die westlichen Ökonomien wettbewerbsfähig zu den östlichen zu halten. Dadurch werden wir entweder als ArbeiterInnen „chinaisiert“ oder, wie uns erzählt wird, wir sinken in den Abgrund. Aber jede(r) von uns weiß schon nur allzu gut, dass wir uns in kompletter Dunkelheit der Unsicherheit, Armut und des Elends befinden. Wir zählen jedes Mal das knappe Geld in der Brieftasche zusammen, wenn wir zum Supermarkt gehen und und quälen uns darüber, ob wir es bis zum Ende des Monats schaffen.
Der Lösungsweg ist bekannt: kollektive Kämpfe an Arbeitsplätzen und in unseren Vierteln. Verwandeln wir die klassenkämpferischen Gewerkschaften und die Nachbarschaftsversammlungen in unsere Waffen gegen die Diktaturen der Monopole. Lasst uns keinen einzigen Moment unsere Lebens verschwenden. Zusammen können wir nicht nur gemeinsam das Rad der Geschichte wieder zurückdrehen, sondern zurückschlagen und einfordern, was wir verdienen: Alles!
Beim nächsten Mal, wenn du verzweifelst, wie du deine Stromrechnung begleichen sollst, wie du die Stunden der Kinder oder das Essen im Supermarkt bezahlst, bedenke, dass es sich um keinen notwendigen Zustand handelt. Es hängt alles davon ab, ob du für eine Veränderung bereit bist zu kämpfen.
Wir schulden niemandem etwas, sie schulden es uns!
Der Wohlstand gehört den ArbeiterInnen, nicht dem Kapital!
TERRORISMUS IST DIE LOHNSKLAVEREI
ARBEITERINNEN, IHR KÖNNT AUF CHEFS VERZICHTEN!
Anarchistische Initiative, Lavrion