Aktion in Solidarität mit Gefangenen und gegen Repression in Stuttgart
In den letzten Tagen gab es zwei Aktionen in Stuttgart, bei denen sich mit momentan inhaftierten Weggefährten solidarisch gezeigt wurde. Vom 13. auf den 14. März wurde der Knast in Stammheim besucht und die dort inhaftierten Gefangenen mit Pyrotechnik begrüßt. Am 15. März gab es dann eine kraftvolle Spontandemo in der Stuttgarter Innenstadt.
Neben der Freude über die beiden sehr guten Aktionen drängt sich aber die Frage auf, warum sich nur auf “politische Gefangene” bezogen wird. Sind die Gefangenen und Betroffenen von Repression, die aus einem linken Umfeld kommen, mehr wert als die anderen? Sind die ihnen vorgeworfenen Taten mehr wert? Nein, sind sie nicht, den es geht nicht darum ob jemand als “schuldig” oder “unschuldig” im Sinne der bürgerlichen Rechtsauffassung gilt. Sondern es geht um die Solidarität mit denjenigen, die sich tagtäglich gegen die herrschenden Zustände wehren und versuchen aus dem Elend des Kapitalismus zu entfliehen.
In diesem Zusammenhang verweisen wir auf den Text “Wieso sind wir gegen Knäste, gegen alle Knäste?“
…Wir sind gegen den Knast, weil er geschaffen und entwickelt wurde, um die Privilegien der Reichen und die Macht des Staates zu beschützen.
Wir sind gegen den Knast, weil eine Gesellschaft ihn nicht mehr braucht, wenn sie nicht auf Geld und Profiten sondern auf Freiheit und Solidarität basiert.
Wir sind gegen den Knast, weil wir nach einer Welt streben, wo die Regeln wirklich gemeinsam entschieden werden.
Wir sind gegen den Knast, weil selbst das grausamste Verbrechen irgendetwas über uns selbst erzählt, über unsere Ängste, unsere Schwächen. Es bringt nichts, diese hinter Mauern verborgen zu halten.
Wir sind gegen den Knast, weil die größten VerbrecherInnen diejenigen sind, welche die Schlüssel besitzen.
Wir sind gegen den Knast, weil nichts gutes auf Unterwerfung und Zwang wachsen kann.
Wir sind gegen den Knast, weil wir diese Gesellschaft radikal verändern wollen (und deswegen ihre Gesetze übertreten), weil wir uns nicht friedlich in ihre Städte, ihre Fabriken, ihre Kasernen, ihre Einkaufszentren integrieren wollen.
Wir sind gegen den Knast, weil der Lärm der Schlüssel im Zellenschloss eine tägliche Folter ist, Isolation eine Abscheu, das Ende der Sprechstunde eine Qual, die eingesperrte Zeit eine Sanduhr, welche langsam tötet.
Wir sind gegen den Knast, weil das geschlossene Gremium der Schließer immer bereit ist zu jeglicher Gewalttat oder jeglichem Missbrauch, entmenschlicht aufgrund deren Gewohnheit zu Gehorsam und Denunziation.
Wir sind gegen den Knast, weil er uns entweder viel zu viele Tage, Monate oder Jahre, oder viel zu viele FreundInnen, Unbekannte oder GenossInnen weggenommen hat.
Wir sind gegen den Knast, weil die Menschen, diese wir darin getroffen haben, weder besser noch schlechter sind als diejenigen, die unsere Existenz hier draußen kreuzen. (Oft, wenn wir nachdenken, sogar besser).
Wir sind gegen den Knast, weil die Notiz eines Ausbruchs unsere Herzen aufwärmt, mehr als der erste Tag des Frühlings.
Wir sind gegen den Knast, weil die Welt, durch das Loch eines Türschlosses gesehen, wie von verdächtigen oder hinterhältigen Menschen bevölkert wirkt.
Wir sind gegen den Knast, weil mensch den Sinn der Gerechtigkeit niemals innerhalb irgendwelcher Gesetzbücher finden wird.
Wir sind gegen den Knast, weil eine Gesellschaft die es braucht, Menschen einzusperren und zu entmündigen, selbst ein Knast ist.