Ein Brief aus Indonesien – In Solidarität mit Eat und Billy

Eat and Billy in prisonDieser Brief zweier anarchistischer Gefährten aus Indonesien ist auch in der aktuellen Ausgabe unseres Antiknastinfo Entfesselt zu finden. Eat und Billy sitzen gerade im Knast, der Prozess läuft. Den Einführungstext haben wir der englischsprachigen Website 325.nostate.net übernommen.

Die anarchistischen Gefangenen Eat und Billy sind inhaftierte Genossen der „Long Live Luciano Tortuga Cell / Informal Anarchist Federation, Indonesia Section“, die sich gerade sich in U-Haft befinden, weil sie die Verantwortung für einen Brandanschlag auf einen Geldautomat in Yogyakarta am 7. Oktober 2011 übernommen haben. Die Aktion fand in Solidarität mit Luciano Tortuga, einem schwerverletzten anarchistischen Kämpfer aus Chile (siehe der letzten Ausgabe der Entfesselt), mit revolutionären Gefangenen und KämpferInnen in Indonesien und überall auf die Welt und in Komplizenschaft mit dem internationalen Aufprall gegen den Kapitalismus und die Hierarchie, statt.

Trotz der isolierten Bedingungen und der unausweichlichen scharfen und endlose Verhöre haben die Genossen mit dem repressiven Apparat weder kooperiert noch kollaboriert, und die Anwendung des Antiterrorgesetzes in ihrem Fall hat sich nicht gebrochen. Die repressive Welle, welche der indonesische Staat und die bürgerlichen Medien nicht nur gegen sie, sondern auch gegen autonome Freiräume und Individuen, initiiert haben, und die bis hinzu den kontinuierlichen mörderischen Praxen geht, die auf den verschiedenen Inseln angewendet werden, hat es bis jetzt nicht geschafft das Augenscheinliche in den Schatten zu stellen: dass der indonesische Staat und die Unternehmen, die dort Geschäfte machen, Ausbeuter und Terroristen sind.

Dieser offene Brief kommt mit einem andauernden Aufruf zur internationalen Solidarität mit den ökologischen, indigenen und
antikapitalistischen/anti-staatlichen Kämpfen in Indonesien zusammen, und die eingesperrten Genossen möchten dazu die Aufmerksamkeit noch auf Orte wie Wera (Bima) fokussieren, wo sich die Menschen gegen eine Eisenmine wehren, sowie auf die Situation des wieder aufflammenden sozialen Krieges in West-Papua, wo die RebellInnen und die StudentInnen den Konflikt gegen die Polizei, das Militär und die Mafia von Freeport McMoran Copper & Gold Inc. (eine der weltweit größten Kupfer- und Goldminen, wo die ArbeiterInnen seit dem 15.9.11 streiken) zur Eskalation bringen.

Bald wird es ein Bankkonto für die finanzielle Hilfe, sowohl einen Aufruf für einen Tag/Zeitraum der internationalen Solidarität geben, deshalb haltet eure Augen und Ohren offen. Trotzdessen sollte die Solidarität niemals bis zum Termin eines Prozesses oder jeglichem von oben diktierten Termin warten, denn Eat und Billy erwarten von den GenossInnen, dass sie einfach weiter handeln werden, wie sie es bis jetzt schon gemacht haben, zusammen mit ihren Herzen und ihrer großherzigen Wärme innerhalb des globalen Kampfes gegen Staat und Kapital.

Anmerkung von uns: soweit noch keine Bankkonto veröffentlicht werden, könnt ihr uns eine email schicken die wir weiterleiten werden.

Um aktuelle Informationen über den Fall und Hintergrundinfos über stattfindende Kämpfe im indonesischen Raum zu erfahren, könnt Ihr die folgenden englischsprachigen Seiten besuchen:

www.325.nostate.net
www.hidupbiasa.blogspot.com (dieser Blog behandelt aus-
schließlich Kämpfe aus der Region)
www.en.contrainfo.espiv.net
www.actforfree.nostate.net


Liebe GenossInnen, mit Respekt, Liebe und Zorn

Es sind 35 Tage vergangen (7. Oktober 2011) seitdem wir in die Krallen des Staates gefallen sind und wir entschuldigen uns, dass dieser Brief so spät kommt, denn unsere einzige Kommunikationsmöglichkeit kommt von unseren FreundInnen und Verlobten, die noch den Mut haben uns besuchen zu kommen. Direkte Briefe sind unmöglich.

Wir haben darauf gewartet einige Nachrichten von euch allen zu hören, und wie eine warme, starke Brise innerhalb dieses Klimas der Repression haben wir noch einmal unsere Energie und Stärke zurückgewonnen als wir den Sound der revolutionären Solidarität gehört haben, sowie ein warmes Gefühl der Kameradschaftlichkeit (Anm.d.Ü. im Sinne von „GenossInnen“) von allen KämpferInnen und Gefangenen der Freiheit überall auf der Welt – im besonderen als wir die Gelegenheit hatten eine Zeitung über einen vor kurzem stattgefundenen Aufstand in Rom, Italien, zu lesen, denn dies hat uns beiden ein warmes Gefühl vermittelt, das die GenossInnen immer noch für einen wahren, revolutionären Wechsel kämpfen…und das der Geist des aufständischen Gedankens nach wie vor in der Luft ist, wie ein Licht der Hoffnung innerhalb dieser trüben Atmosphäre von Käfigen der Repression.

Wir senden unsere Umarmungen an alle Mitglieder der FAI überall auf der Welt (diejenigen, die frei sind und diejenigen, die eingesperrt sind) und auch an die Mitglieder der CCF (Conspiracy of the Cells of Fire) in Griechenland, unsere echten und warmen revolutionären Gefühle an euch alle…

Eine traurige Anmerkung: wir sind wirklich enttäuscht, dass einige unserer lokalen GenossInnen, die von der Angst und Sensationsgier der Medien inspiriert sind, dies bei ihnen verursacht, dass sie von der Frontlinie zurücktreten, aber gut, lassen wir dies bei Seite, denn wir sind davon überzeugt, dass sie immer noch ihre Ideen innerhalb ihrer widerständigen Herzen haben… dies würde die Dunkelheit mal wieder beleuchten, innerhalb des schimmernden Lichts der Leidenschaft der Rebellion.

Warme Umarmungen und Grüße an alle KämpferInnen in Chile, Griechenland, Portugal, Italien, Spanien, Deutschland und an alle revolutionären AnarchistInnen, die nie vor der Repression zurückgeschreckt sind.

Revolutionäre Grüße und Umarmungen an euch alle.

Mitglieder der Long-Live Luciano Tortuga Cell – Indonesian FAI

Eat und Billy

You may also like...