Interview: Anarchists in the Turkish Uprising
übernommen von lesci.blogsport.eu
In der autonomen Revolte, ohne Anführer, ist es Aufgabe der organisierten Individuen, die Verbreitung von Erfahrung und Taktiken voranzubringen. Es ist wichtig, dass diese Individuen bereits Erfahrung im Straßenkampf haben. Barrikadenbau, ErsteHilfe, Kochen usw. in selbstorganisierter Form entsteht nicht aus dem Nichts. Informationen müssen strukturiert und Anleitung effektiv verbreitet werden. Soziale Medien sind sowohl zur Diskussion der nächsten Schritte, als auch zum Aufbau von Solidarität, und dem Verbreiten von Taktiken geeignete Mittel. Der Umgang mit diesen Medien hinsichtlich repressiver Angriffe sollte breiter diskutiert werden, anstatt diese Techniken zu verdammen. Bestimmte Taktiken und Methoden lassen sich jedoch besser mittels gedruckter Manuals verbreiten, da diese in jede Hosentasche passen oder, an Wände geklebt, auch auf den Straßen verfügbar sind.
Although there is no political organization directing people, there are anarchists, leftists, and other people who were already organized. It is important to have experience in clashes; individuals from these political groups talk with the others about how to act in the streets, and everybody decides what to do.
Der “Einfluss” radikaler Positionen / Individuen in der Situation wird auch bestimmt, durch die vorhergegangene sichtbare Solidarität mit anderen aufständischen Erhebungen. Der Lernprozess, welcher in der Auseinandersetzung mit diesen weltweiten Erhebungen enthalten ist, sollte nicht unterschätzt werden.
In Massenprotesten treten vermehrt reformistische Strömungen auf, oder solche, denen es um einen machtpolitischen Kampf mit dem herrschenden Apparat geht. Solange die Forderungen der Bewegung derart gestaltet sind, dass sie auch durch eine (neue) Regierung nicht erfüllt werden können, die Forderungen also im wesentlichen an die Bewegung selbst gerichtet bleiben, ist die Gefahr der Vereinnahmung so erst einmal nicht gegeben. Auch einer medialen “Entpolitisierung” kann so vorgebeugt werden.
Die leidige Diskussion um die Legitimität von (revolutionärer) Gewalt & Selbstverteidigung klärt sich manchmal sehr einfach von alleine durch den Polizeiknüppel (wenn Mensch eben diesen doch mal selbst abbekommt). Die taktische Frage von Einsatz der Mittel und Möglichkeiten ist hier nicht gemeint, sondern die ideologisch verbohrte Keine-Gewalt-Haltung.
Der Staat / die Ordnung wird die Revolte immer zum Anlass nehmen, jegliche soziale und politisch Opposition oder Bewegung massiv anzugreifen. Darauf sollten sich diese gut vorbereiten.
How will this change the future of social struggles in Turkey?
This depends on the organized groups, I think. Because, to resist, it is important not just to continue the actions, but to think collectively, act collectively, and shape our lives collectively. The experiences we got from this rebellion will help in the next struggles, like in Greece in 2008 and 2010.
After the state’s loss of legitimacy, if this is combined with anger against the capitalist process and resistance against social repression, and if this makes people self-organize the whole of life, then we are not afraid to talk about social revolution. But it is too early. These are the first steps for the social revolution in the future.
Originalinterview “Anarchists in the Turkish Uprising” via TAHRIR-ICN