Demo für inhaftierten Freund und Genossen vor der JVA Moabit
Unser Freund und Genosse Det wurde am 15. Juni von Berliner Bullen festgenommen und befindet sich in Untersuchungshaft in der JVA Moabit. Am späten Nachmittag des 24. Juni gab es eine erste solidarische Demo, an der sich etwas 120 Personen beteiligten. Los ging es am U-Bhf Turmstrasse, vorbei am Landgericht, und dann um den Knast herum. Auffallend war, dass es diesmal viel mehr Kontakt zu Gefangenen gab als auf den letzten Demos. Die Gefangenen, welche die Demo und die anschließende Kundgebung sehen und hören konnten, standen an den Fenstern und antworteten mit Winken und Rufen auf die Demo –> Bilder.
Auf der Demo wurde der folgende Text verteilt:
Und auf einmal trennen uns Mauern…
23 Stunden Einschluss auf einer 9 m² großen Doppelzelle. 1 Stunde Hofgang, dürftiges Frühstück, Mittag, Abendbrot. Zweimal im Monat dürfen ihn seine Liebsten besuchen, 1-2 Telefonate pro Woche. Das ist die Realität von hunderten Gefangenen in der JVA Moabit in Berlin, wobei die Bedingungen und Einschränkungen von Person zu Person variieren.
Einer dieser Gefangenen ist unser Freund, Genosse und Gefährte Det. Seit dem 15. Juni muss auch er sich mit dieser Realität auseinandersetzen.
Er wurde in der Nacht vom 9. zum 10. Juni 2011 in Moabit, zusammen mit einem Freund, von Zivilbullen kontrolliert, nachdem ein Helikopter mit Wärmebildkamera ihnen angeblich schon an den Fersen hing. Allein in dieser Nacht brannten 11 hochwertige Autos in verschiedenen Bezirken Berlins. Als bei beiden auch noch Grillanzünder gefunden wurden, war die Freude seitens der zivilen Brandstreifen der Polizei natürlich groß. Det und sein Kumpel wurden nach Tempelhof in die Gefangenensammelstelle verfrachtet, wo sie dem üblichen Programm ausgesetzt wurden, sprich stundenlanges Warten in den kargen Zellen und LKA-Bullen, die von Zeit zu Zeit kommen, um zu schikanieren und versuchen Verhöre durchzuführen. Beide verweigerten die Aussage.Glücklicherweise wurde Dets Freund am nächsten Tag freigelassen, da es keinen dringenden Tatverdacht gab, der für einen Haftbefehl ausgereicht hätte.
Unserem anarchistischen Gefährten Det konnten wir leider nicht so schnell umarmen, wie wir es uns gewünscht hätten. Ihm wird eine andere Brandstiftung am 16. Mai 2011 vorgeworfen, wo er angeblich gegen 7 Uhr morgens in Friedrichshain einen älteren BMW der unteren Mittelklasse angezündet haben soll. Die Bullen beziehen sich dabei auf einige Fotos, die eine Anwohnerin von der Person gemacht hatte. Die Person auf den Fotos sieht laut der Staatsanwaltschaft unserem Det ähnlich, weshalb er in diesem Fall einen Haftbefehl erhielt. Seine Wohnung wurde ebenfalls am Freitag, den 10. Juni, durchsucht, die ermittelten Bullen behaupten dort Beweismaterial gefunden zu haben.Aufgrund seines „stabilen sozialen Umfeldes“ setzte die Haftrichterin am Samstag seinen Haftbefehl außer Vollzug unter Auflagen, wodurch er aus dem Gewahrsam entlassen wurde. Die Staatsanwaltschaft legte daraufhin sofort Beschwerde ein. Wir hatten Det erst einmal wieder bei uns. Als ob dies alles noch nicht Spuk genug gewesen wäre, sich die Presse noch nicht genug das Maul zerfetzt hätte, über den 43-jährigen „Hassbrenner“; der Beschwerde der Staatsanwaltschaft wurde am Dienstag stattgegeben, dadurch wurde der Vollzug des Haftbefehl angeordnet. Das von der ersten Haftrichterin bestätigte „stabile soziale Umfeld“ schien dem zu diesem Zeitpunkt zuständigen Haftrichter nicht auszureichen, um von keiner Fluchtgefahr auszugehen.
Det stellte sich am Mittwoch den Justizbehörden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft in einer Zweierzelle in der JVA Moabit. Im Klartext für einen Schaden von unter 100 Euro, denn an dem Auto, dass er angeblich angesteckt haben soll wurde lediglich der Kühlergrill beschädigt.
Wir sind wütend, dass wir Det gerade nicht unter uns haben können. Uns trennen die hohen Backsteinmauern des Knastes, aber all die schönen Momente mit ihm in all den Jahren werden wir uns dadurch nicht nehmen lassen. Auch wissen wir, dass dieser Zustand nur temporär ist und dass unsere Solidarität dadurch nur stärker werden kann.
Unser Freund und Genosse ist einer von unendlich vielen Menschen auf der Welt, die aufgrund des bestehenden Verständnisses von Recht, Ordnung und Bestrafung weggeschlossen wurden. In Berlin im Speziellen zu einem hohen Anteil wegen Schwarzfahrens und anderen „Leistungserschleichungen“ oder wegen Eigentumsdelikten. Wir hinterfragen diese Logik der Bestrafung, denn soziale Konflikte lassen sich nicht durch Knäste und andere Zwangsanstalten lösen.
In diesem Sinne: Det freut sich über Briefe, Postkarten und anderes, was persönliche Gedanken, Unterstützung und Solidarität übermittelt. Seine Adresse:
Detlef M.
Alt-Moabit 12a
10559 Berlin
Buchnummer: 1593/11Und zuletzt noch den Hinweis auf das Spendenkonto des EA-Konto:
Netzwerk Selbsthilfe e.V.
Verwendungszweck: “Det”
Kto. 7403887018
BLZ: 100 900 00
Berliner Volksbank…reißen wir die Mauern ein, die uns trennen!