Die Revolte verbreiten!
Wir wünschen uns, dass eine Debatte über den Aufstand in Griechenland auch hier geführt werden wird – natürlich jenseits jeglicher Versuche von Parteien, sog. Intellektuellen oder Reformist_innen die Revolte zu führen und sich zu vereinnahmen. Das beste Beispiel für eine solche Vereinnahmung ist eine Veranstaltung im Junge Welt Haus in Berlin mit Beteiligung der KKE, die griechische kommunistische Partei, denn diese Partei ist eine der größten Feinde dieser Revolte und der dortigen selbstorganisierten Bewegung – wird hier jedoch eingeladen um darüber zu sprechen. Wir dürfen unsere Freude über die Ereignisse in Griechenland nicht verheimlichen sondern müssen sie offensiv öffentlich ausdrücken. Wir hoffen, dass viel mehr Leute das Wort ergreifen werden oder auf andere Art und Weise ihrer Solidarität Ausdruck verleihen werden.
ABC Berlin
Am Samstag, den 6. Dezember erreichte uns die Nachricht, dass die griechischen Bullen einen 16jährigen Genossen erschossen haben.
Sofort brach in Griechenland der Aufstand los: vor allem in Athen, aber auch in allen anderen griechischen Städten gingen und gehen immer noch Menschen auf die Straße, um die einzige Antwort auf ein solches Ereignisse geben zu können und zwar die der direkten Aktion.
Ganz anders als oftmals in Deutschland, wo auch Teile der Antifa, der autonomen Bewegung nach dem sogenannten Rechtsstaat rufen, um ihre angeblichen Rechte zu verteidigen und deshalb die Lösungen dieser Konflikte im Gerichtssaal und dem Knast suchen, wenn es um Polizeigewalt oder ähnliches geht, haben die griechischen GenossInnen erkannt, dass mensch den Staat nicht nach Gerechtigkeit fragt und dadurch ihm die Reaktion überlässt, sondern diese direkte Reaktion muss von uns allen kommen.
Gerechtigkeit wird nicht in den Gerichtssälen gemacht und noch weniger in den Knästen. Den GenossInnen in Griechenland geht es nicht um eine rechtliche Bestrafung eines Bullen, sondern um die Ausbreitung einer Revolte, die gerade im ganzen Land tobt.
Das ist die Antwort, welche die Freunde und Freundinnen von Alexandros gewählt haben, um ihren Zorn zu verdeutlichen: die Antwort auf die gesellschaftlichen Konflikte müssen nicht dem Staat überlassen werden, sondern wir müssen diese in unsere eigenen Hände nehmen!
Und das machen die Leute dort, sowie in vielen anderen Ländern wo gerade solidarische Aktionen stattfinden: von Berlin, nach Rom, Madrid oder Kopenhagen, viele gehen auf die Straße, nicht nur gegen Polizeigewalt, sondern gegen das ganze System.
Wochenlang hat es in ganz Griechenland geknallt. Es gab nicht nur direkte Aktionen gegen staatliche und kapitalistische Einrichtungen, es hat sich auch die Idee der Selbstorganisation innerhalb der Bevölkerung verbreitet. Die Revolte hat gezeigt, dass nicht nur ein paar Anarchist_innen mit den Umständen unzufrieden sind und das auch deutlich ausdrücken. Dieses Gefühl ist weit verbreitet und viele haben den Glauben an eine kapitalistische Demokratie und Ordnung endlich verloren.
Die Hauptfrage jedoch bleibt, wie wir hier wie auch dort die Verhältnisse kippen können.
Es geht nicht um demokratische Rechte, es geht nicht um einen besseren Weg der Ausbeutung: es geht um Kapitalismus, Staat und die, die diesen vorantreiben.
Die einzige Antwort, hier wie in Griechenland, kann nur der Weg der Selbstorganisierung, Solidarität und der direkten Aktion sein.
Wir dürfen bei dem Ganzen nicht vergessen, dass die staatlichen Behörden tagtäglich Morde ausüben: in den Knästen, in den Abschiebeknästen, an den Arbeitsplätzen und auf der Straße.
Morde, welche von uns meistens wieder schnell vergessen werden oder wir sie gar nicht erst mitbekommen.
Ein Beispiel davon ist Oury Jalloh. Er verbrannte 2005 von der Polizei gefesselt in seiner Zelle in Dessau. Am 8. Dezember wurden die verantwortlichen Polizisten freigesprochen. Verwundert hat es uns nicht, denn wir erwarten gar nicht, dass der Staat sich selber verurteilt.
Wir werfen aber die Frage auf, wieso es damals wie heute in Deutschland zu keinen “griechischen Verhältnissen” gekommen ist, um eine vernünftige Antwort auf diesen Mord zu geben, denn Mörder in den Reihen der Polizei gibt es überall, oder? Dies wurde neulich nochmal durch den Mord an einem „Kriminellen“ in Brandenburg deutlich, der wegen kleiner Delikte per Haftbefehl gesucht wurde und ein paar Monate abzusitzen hatte. Von Bullen gejagt, wurde er schließlich erschossen.
Auch diese Nachricht des täglich vorherrschenden Elends hat nicht viele Reaktionen innerhalb einer schlafenden Gesellschaft ausgelöst. Vielmehr kam es auch noch zu dümmsten Diskussionen, ob der Erschossene vielleicht nicht ein Vergewaltiger und Mörder gewesen sei.
Um revolutionär zu sein, reicht es nicht sich mit Riot-Videos aus anderen Ländern vollzustopfen, sondern ist es notwendig zu handeln, dort wo mensch gerade ist. Dass die Umstände hier natürlich anders sind, wissen wir auch. Aber das kann nicht mehr eine Entschuldigung sein, denn wenn unser Zorn so groß ist, muss er auch endgültig entladen werden.
Lasst uns die Solidarität mit den griechischen Revoltierenden auch hier gegen Staat und Kapital ausbreiten und dabei nicht vergessen, das Bullen überall Mörder sind, egal ob in Deutschland oder in Griechenland!