JVA Dresden: Nazis im Knast – Verhaltensweisen und äußeres Auftreten
Hin und wieder werden (Neo-)Nazis auch in Knäste eingesperrt. Dort mögen sie von der Allgemeinheit über einige Jahre getrennt sein und können in Freiheit keinen Schaden anstellen. Doch irgendwann kommen sie wieder nach draußen und werden voraussichtlich fortführen, was sie in den Knast brachte.
Die in manchen Medien beschriebene Resozialisierung, also die „Behandlung“ findet auch gar nicht statt, stattdessen tyrannisieren die Nazis im Knast ihre Mitgefangenen weiter.
Diese Tyrannei und das Auftreten der Nazis möchte ich an einem tatsächlich geschehenen Beispiel verdeutlichen:
In der JVA Dresden sind auf verschiedenen ca. 20 Unterbringungsbereichen jeweils sogenannte Hausarbeiter eingesetzt. Hausarbeiter sind selbst Gefangene mit einer besonderen Vertrauensstellung zu den Vollzugsbeamten. Nur wer als zuverlässig und kooperativ mit den Beamten gilt, darf Hausarbeiter werden und an die Gefangenen das Essen ausgeben, den Flur reinigen und Putzmittel ausgeben.
Im Februar 2012 kam es bei der Essensausgabe zu dem Vorfall, bei dem der Hausarbeiter Peter* einem Mitgefangenen aus einem Pool verschieden großer Nachtische nur ein kleines Stück ausgab, weshalb der Mitgefangenen darum bat, ein größeres Stück zu bekommen. Der Hausarbeiter Peter rastete daraufhin aus, es kam zu einem Wortgefecht, bei dem Peter gar drohte, dem Anderen seinen „hässlichen Schädel“ einzuschlagen. Diese Morddrohung hörte der Beamte im gleich nebenan gelegenen Dienstzimmer ganz sicher mit, denn die Tür war offen und der Streit fand nur zwei Meter entfernt davon statt. Da es sich bei Peter aber um einen Nazi handelt (er sagt über sich selbst, er habe eine rechte Meinung, wolle aber nicht „Nazi“ genannt werden), blieb für ihn die Morddrohung
ohne Konsequenzen. Wäre die Drohung von einem anderen Gefangenen in Reichweite eines Bullen ausgesprochen worden, wäre er ganz sicher disziplinarisch bestraft worden, zumindest wäre ein Vermerk angefertigt worden.
Peter spricht nicht nur Morddrohungen gegen seine Mitgefangenen aus, sondern er darf in Gegenwart der Bullen auf dem Unterbringungsbereich in der JVA Dresden auch selbst im Winter mit nacktem Oberkörper auf dem Gang entlanglaufen, um dort seine Tattoos mit eindeutiger NS-Symbolik zur Schau zu stellen. Er trägt auf dem Bauch ein ca. 20×20 cm großes Hakenkreuz, am ganzen Körper verteilt Totenköpfe als Symbol der Schutzstaffel (die SS war im Nationalsozialismus für die Konzentrations- und Vernichtungslager zuständig) sowie zumindest eine Triskele als Symbol der verbotenen Terrororganisation Blood&Honour.
Als ein Mitgefangener von Peter diesen wenig später darum bat, zukünftig nicht mehr oberkörperfrei auf dem Gemeinschaftsgang herumzulaufen, zog er sein Oberteil zur Festigung seines Standpunktes erneut aus und lief einige Male den Gang rauf und runter. Die Bullen haben das natürlich gesehen, aber sie dulden so etwas. Auch etwas später trug der Nazi seine NS-Symbole halbnackt zur Schau.
So darf Peter als Schlüsselanhänger, der häufig an seiner Tür zu sehen ist, einen kleinen Baseball-Schläger aus Holz in den Farben schwarz-weiß-rot tragen, passend zu seinen selbst bemalten Schuhen in den gleichen Farben.
Peter ist kein Einzelfall. Aus der JVA Torgau ist bekannt, dass dort regelmäßig zum 20.April Hitlers Geburtstag gefeiert wird, indem u.a. Nazimusik laut gehört und die Lieder mitgegröhlt werden. Die Torgauer Nazis erinnern sich offenbar regelmäßig gern an die alten Zeiten. Obwohl auch dort die Nazis in staatlicher Obhut sind, wird nichts unternommen, schon gar nicht wird dort ein Nazi „behandelt“.
Durch Faxproteste beim Justizministerium und der Anstaltsleitung der JVA Dresden und Torgau ließe sich zumindest vermutlich wenigstens erreichen, dass die Knastdirektionen sich veranlasst sehen, etwas gegen das Zur-Schau-Stellen der NS-Symbolik zu unternehmen und den Morddrohungen ausrufenden Nazi von seinem Vertrauensjob zu entfernen, damit eine andere Person diesen ausüben kann, die bei den Mitgefangenen lieber gesehen ist.
Mit einer nachhaltigen Änderung, einem Umdenken bei den Mitarbeitern des Knastsystems, ist jedoch nicht zu rechnen. Wer es duldet, dass Neonazis mit Symbolik des Nationalsozialismus herumstolziert, der für schwerste menschenverachtende Verbrechen verantwortlich ist, von dem sind keine Reformen zu erwarten. Vorfälle wie hier beschrieben, werden voraussichtlich immer wieder in den Knästen vorkommen. Dennoch sollte sich dagegen Protest erheben. Was nicht geschehen darf, wäre es, solch Phänome wie durch Peter dargestellt zu ignorieren. Den zuständigen BehördenmitarbeiterInnen im Justizministerium und der Knastleitung sollte deshalb gezeigt werden, was wir von ihrer Blindheit auf dem rechten Auge halten.
Ano Nym
*Name geändert
Justizministerium
fax (0351) 564-1669
Justizvollzugsanstalt Dresden
fax (0351) 2 10 31 19
Justizvollzugsanstalt Torgau
fax (03421) 90 60 14