Solidarität mit und Freiheit für Billy, Silvia und Costa
Am 19. Juli wird der Prozess gegen die drei in der Schweiz inhaftierten AnarchistInnen Billy, Silvia und Costa eröffnet werden. Dazu ein solidarischer Text, welcher von switzerland.indymedia entnommen ist.
Das Trauma des Leidens unter der staatlichen Repression nahm für Billy, Silvia und Costa in der Schweiz am 15. April 2010 seinen Anfang. Seit sie durch die Polizei angehalten, von der Justiz monatelang (und nach wie vor) in Untersuchungshaft gesteckt wurden und seit die medialen, politischen und wirtschaftlichen Interessenskreise ihre bürgerlichen Muskeln spielen lassen, sehen sich unsere Kumpanen mit einer kalten, isolierten und von Schikanen durchtränkten Gefängnissrealität konfrontiert. Die Quälbarkeit der Körper und der Psyche, durch den Druck der Repression und der perfiden Gewalt durch das Knastsystem, lässt sich nicht verleugnen. Wer nun aber glaubt, dass der Kampf unserer drei anarchistischen Genossen deswegen gemildert wurde, ist sich der Stärke ihrer Überzeugungen und ihres Kampfes nicht bewusst. Ihre momentane Situation, als Geiseln der demokratischen Herrschaft, mag für sie ein Zustand der Ausnahme sein. Eine Ausnahme jedoch, welche nur eine von vielen bitteren Ausläufern innerhalb eines Klimas des „permanenten Ausnahmezustands“ (Agamben) und der inner- und ausserstaatlichen Feindproklamationen ist. Dieser Ausnahmezustand ist Ergebnis des herrschenden (Sicherheits-)Paradigmas des Regierens. Er erlaubt es der Exekutive, dass Bestehende mit allen möglichen Mitteln zu Verteidigen und die Barbarei, also den Zustand der systembedingten Ausbeutung und Gewalt, in welchem es keine Freiheit gibt, aufrecht zu erhalten und immer weiter voran zu treiben.
Dabei war die WTC-Tragödie am 11. September 2001 willkommener Anlass, um neben den militärischen Raubzügen zur Aneignung der letzten Naturressourcen und der Erschliessung neuer Märkte auch gleich die Ausschaltung der restlinken und anarchistischen Opposition gegen den Neoliberalismus ideologisch zu forcieren. Auffallend dabei ist vor allem die zunehmende Kriminalisierung der Ökologie- und Tierbefreiungsbewegung. In Anlehnung an die antikommunistische Hysterie der 50er Jahre in den USA („Red Scare“) richtet sich nun „Green Scare“ gegen alle, die sich der Plünderung der Natur und lückenloser Verwertung der zur Ware erniedrigten Tiere in den Weg stellen. Dabei gilt es zu erkennen, dass die Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur gerade durch die totalitäre Tendenz immer neu entwickelter Technologien (wie z.B. die Nanotechnologie) und die Unterdrückung der Individualität bzw. die Gleichschaltung aller, durch die ökonomisch-technische Gewalt, massiv vorangetrieben wird.
Wie schon Herbert Marcuse herausgearbeitet hat, gibt es keine Neutralität der Technik. Die technologische Gesellschaft ist ein Herrschaftssystem, welches bereits bei der Konstruktion der Techniken wirksam wird. „Nicht erst ihre Verwendung, sondern schon die Technik ist Herrschaft (über die Natur und über den Menschen)“.
In Anbetracht des bestehenden herrschaftlichen Diskurses, ist es aus revolutionärer Perspektive eine Notwendigkeit, sich mit den drei in Bellinzona angeklagten Anarchisten zu solidarisieren. Dabei geht es weniger um ihre Positionen, für welche sie einstehen, sondern um die Tatsache, dass wir alle mit einem System konfrontiert sind, welches uns zu vereinnahmen und zu brechen versucht. Ein System, welches uns permanent mit der Hand ins Gesicht schlägt und uns immer wieder einmal in den Lauf einer Waffe schauen lässt.
Der Prozess gegen Billy, Silvia und Costa fällt zeitgleich auf den 10-jährigen Todesstag von Carlo Giuliani, welcher am 20. Juli 2001 von einer ausser Rand und Band geratenen Staatsgewalt bei den Anti-G8-Protesten in Genua ermordet wurde.
Freiheit für Billy //
Freiheit für Silvia //
Freiheit für Costa //
In Gedenken an Carlo //
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