Thodoris Iliopoulos im Hungerstreik in Griechenland
Wie es sein sollte, der Dezemberaufstand gebar und entfaltete Gedanken, erschuf und beendete Beziehungen, zerstörte Konsumgüter, verdammte und dämmte dominante Strukturen ein. Dieser Weg, wenngleich hoffnungsvoll und erfrischend, hat seinen Preis. Denen, der der Atem genommen und deren Augen durch Chemikalien verbrannt wurden, die Tausenden, die verhaftet wurden, die Hunderten, die inhaftiert wurden, die unbekannte Zahl von „einfach verschwundenen“ MigrantInnen, sind diejenigen, die nun diesen Preis tragen zu tragen haben.
Thodoris Iliopoulos ist ein Anarchist und der letzte Gefangene des Aufstands im Dezember in Griechenland, der in Untersuchungshaft sitzt. Nach sieben Monaten kämpft er immer noch mit der Rache des Staates und seiner Institutionen. Am 10. Juli 2009 ist er in einen Hungerstreik getreten. Verhaftet wurde er am 18. Dezember 2008 in der Akadimias-Strasse in Athen während einer großen Aktion der Riotcops in Folge des Aufstands.
Seit dem 22. Dezember befindet er sich im Knast Korydalos, aufgrund der Anschuldigung drei Verbrechen begangen zu haben, für die es aber nur ZeugInnen auf Seiten der Bullen gibt. Thodoris weist alle Anschuldigungen gegen sich zurück und hat eine Kampagne initiiert, welche seine Unschuld beweisen soll. Am 8. Juli wurde sein Antrag auf Entlassung bis zum Prozess von einer höheren justiziellen Instanz abgewiesen, da er ein Anarchist sei und deswegen die Demokratie verletzt hätte und weiterhin eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellen würde. Gleichzeitig wurden sechs weitere Monate Untersuchungshaft angeordnet, daraufhin entschied er sich in den Hungerstreik zu treten.
In Solidarität mit Thodoris trat der Gefangene Nicos Tsouvalakis ebenfalls in einen Hungerstreik, um die Freilassung von Thodoris zu fordern und im Protest gegen die entmenschlichenden Bedingungen im Knast. Zusätzlich erklärten die Inhaftierten im Flügel Eins des Knastes Korydalos, dass sie von Montag, 13. Juli an das Essen, welches der Knast ausgibt, verweigert wollen.
Ein Brief vom Thodoros aus dem Knast vom 9. Juli
Heute, 9. Juli 2009
Am 8. Juli, nach sechseinhalb Monaten im Knast, wo ich gelandet bin nach den Vorfällen im Dezember, beschuldigt für Dinge, die ich nie gemacht habe, hat das Gericht für mindere Delikte die Ausweitung meiner Untersuchungshaft bestimmt.
Das ist die einzigste Gerichtsentscheidung, welche die Ausweitung einer Inhaftierung für die Ereignisse von Dezember, angeordnet hat. Zu einem Zeitpunkt, wo jede andere Person, die sich in Untersuchungshaft aufgrund des Dezemberaufstands befand (mit den gleichen oder anderen Anschuldigungen), bereits entlassen wurde.
Die Entscheidung offenbart persönliche Befangenheit und Hass mir gegenüber. Gefühle, die sich nicht rechtfertigen oder erklären lassen und eine Entscheidung, die voreingenommen, unfair und automatisch illegal ist, so wie jede Inhaftierung.
Konfrontiert mit dem Hass gegen mich, gegen das unfaire Urteil, das ich absitzen muss in jedem Fall, gegen die dickköpfige Weigerung der RichterInnen und Staatsanwaltschaft die wahren Fakten und die Wahrheit in meinem Fall zu sehen, gegen die offensichtliche und beispiellose Vorurteilhaftigkeit, habe ich keine andere Waffe, um zu kämpfen, als mit meinem Körper.
Ich werde in den Hungerstreik treten. Dies ist das einzigste Mittel, welches mir als Gefangener bleibt, um die Wahrheit herauszuschreien und die Ungerechtigkeit und Voreingenommenheit der Mechanismen der „Gerechtigkeit“ zu denunzieren. Um die Willkür und die Gewalt der blinden „Justiz“ und ihrer eben so blinden DienerInnen bloßzustellen.
Ab Freitag, 10. Juli, werde ich keine Nahrung zu mir nehmen und der Knastleitung eine Hungerstreikerklärung zukommen lassen.
Diejenigen, die die Ereignisse vom Dezember erlebt haben, diejenigen, die die Gewalt dieser Mechanismen erfahren haben, diejenigen, die die Härte der Knastzellen erlebt haben – mit oder ohne Gefängnisstrafe – diejenigen, die wissen, dass der einzigsten Weg zur Freiheit der Widerstand ist, diejenigen, die auf die juristische Willkür und dessen Horror reagieren, sind diejenigen, die mich verstehen und an meiner Seite stehen werden.
Ich danke diesen im Voraus.
Thodoris Iliopoulos
Korydalos Prison, Athens