Von Grünau bis Moabit… Silvester zum Knast

Dynamischer Silvestertag gegen alle Arten von Knästen
und eine Gesellschaft der Einsperrung und Ausgrenzung!


Dynamischer Silvestertag gegen alle Arten von Knästen und eine Gesellschaft der Einsperrung und Ausgrenzung!29. Dezember 2010

19:00 Uhr Mobilisierungsveranstaltung für den diesjährigen “Silvester-zum-Knast-Tag” im New Yorck 59

31. Dezember 2010

15:00 Kundgebung vorm Abschiebeknast Grünau (Grünauer Str. 140, Berlin-Köpenick, nähe S-Bhf Spindlersfeld)

22:45 Demonstration vom U-Bhf Turmstrasse zur JVA Moabit (Berlin-Moabit, U-Bahnlinie 9)

…reißen wir die Mauern ein, die uns trennen

Aufruf

Von Grünau bis Moabit…

Dynamischer Silvestertag gegen alle Arten von Knästen und eine Gesellschaft der Einsperrung und Ausgrenzung!

In einer Zeit, in der kontinuierlich immer weitere Knäste gebaut werden, Terror-Panik und Sicherheitshysterie geschürt wird, die soziale Kontrolle unsere gesamten Lebensbereiche umfasst und härtere und längere Haftstrafen gefordert werden, kommen wohl nur wenige Menschen auf die Idee Gefängnisse und deren Institution radikal in Frage zu stellen und diese abschaffen zu wollen.

Die Geschichte von Knästen und die der Einsperrung als Strafmaßnahme in der Form wie wir sie heute kennen ist keine 250 Jahre alt. Sie ist Teil einer sich entwickelnden bürgerlichen Gesellschaft und eines kapitalistischen Systems – keinesfalls aber der Weisheit letzter Schluss.

Gefängnisse standen seit ihrer Einführung dafür gesellschaftliche Konflikte wegzusperren und unliebsame Teile aus der Gemeinschaft zu isolieren und verschwinden zu lassen. So waren die ersten die in Zuchthäusern, den quasi Vorgängerinnen von Gefängnissen, verschwanden und zu Arbeit gezwungen wurden vermeintliche Bettler_innen, „umherstreifendes Gesindel“, Alkoholiker_innen,, „arbeitsscheue Menschen“, so genannte „sittlich verwahrloste Frauen“ und Sex-Arbeiterinnen. Neben dem wirtschaftlichen Interesse, welches hinter diesen Einrichtungen stand und für deren Vollbelegung sorgte, waren es immer auch strukturelle Macht- und Gewaltverhältnisse wie beispielsweise Alter, Herkunft, Gender, soziale Schicht, die bestimmten wer potenziell eher im Knast landete als andere. Mit der Fokussierung auf das Eigentum und dem wachsenden Interesse einer bestimmten Schicht daran, dieses sichern zu wollen, landeten im Laufe der Zeit immer mehr Menschen auf Grund von Eigentumsdelikten in den Gefängnissen. So machen heute Delikte, die direkt oder indirekt mit Eigentumsverhältnissen zu tun haben 90 Prozent der Inhaftierungsgründe aus, dazu werden Gefängnisse privatisiert und Inhaftierte zu Arbeiten für Hungerlöhne für den freien Markt gezwungen.

Knäste sind keine Lösung für gesellschaftliche Konflikte. Strukturelle Gewaltverhältnisse sind integraler Bestandteil der Gesellschaft, in der wir leben und Knäste sind eben ein Teil davon. All zu oft jedoch werden diese Gewaltverhältnisse ausgeklammert oder nur in beschränkter Weise benannt. Abschottung vor Flüchtlingen, Gewalt in der Familie, Polizeigewalt, Knast, Arbeitszwang sind nur einige Formen von gesellschaftlich legitimierter Gewalt, teils in Gesetze gegossen, teils akzeptiert oder hingenommen.

Seit vielen Jahren gibt es an Silvester in Berlin eine Demonstration zum Knast in Moabit, um den Inhaftierten dort – stellvertretend für alle Gefangenen – zu zeigen, dass sie nicht allein und vergessen hinter den grauen Mauern weggesperrt sind. Dieses Jahr wollen wir bereits am Nachmittag eine Kundgebung vor dem Abschiebeknast Grünau abhalten. Diese Einrichtung steht exemplarisch für die rassistische Praxis des deutschen Staates und seiner Abschiebemaschinerie. Völlig grundlos – lediglich besitzen sie keinen deutschen Pass – werden hier Menschen teils über Monate hinweg unter schlimmsten Bedingungen isoliert und eingesperrt um schließlich in andere Länder abgeschoben zu werden.

An diesem Tag wollen wir auch Dennis J. und Oscar Grant gedenken. Beide wurden vor zwei Jahren von schießwütigen Bullen getötet. Dennis starb in den Abendstunden des 31. Dezember 2008 in Schönfließ bei Berlin, nur wenige Stunden später Oscar Grant in den frühen Stunden des 1. Januar 2009 in Oakland, Kalifornien in den USA. Die beiden stehen an diesem Tag symbolisch für viele weitere, die durch Kugeln der Repressionsorgane ihr Leben verloren haben und tagtäglich mit Polizeigewalt auf den Strassen konfrontiert sind.

Reißen wir die Mauern ein, die uns trennen!
Freiheit für alle!

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