Zeugenaussagen mit Erinnerungslücken und Widersprüchen: Bericht zum Prozesstag gegen Sonja Suder am 9.8.2013
Von der Soliwebseite für Sonja Suder und Christian Gauger übernehmen wir den Bericht vom Prozesstag am 9. August. Die weiteren Prozesstermine sind auf der Soliseite einsehbar.
Zu Beginn des heutigen Verhandlungstags widersprach die Verteidigung der Vernehmung der Zeugen Carmen und Peter H. mit dem Einwand, die Zeugen wurden damals observiert, ihre Wohnung durchsucht und sie selbst als Beschuldigte vernommen. Doch das Gericht wies nach einer Pause von zwanzig Minuten den Antrag zurück.
Carmen H. und Sonja waren befreundet, hatten gemeinsame Freizeitaktivitäten und besuchten sich gegenseitig oder kümmerten sich in der Urlaubszeit um die Katzen der anderen. Man konnte sich auf die gegenseitige Hilfsbereitschaft verlassen. Die Richterin Stock hatte viele Fragen, doch die Zeugin konnte sich an Details aus Sonjas Leben nicht mehr erinnern. Eine dieser Erinnerungslücken kommentierte die Richterin mit dem Einwand, das müsse man doch wissen, ob man in einer bestimmten Situation jemandem Beistand geleistet habe.
Dann wurde nach Spitznamen für Sonja gefragt, doch die Zeugen kannten keinen. Auch die Namen Sybille S., Hermann F., Rudolf S. oder Hans-Joachim K. sagten ihnen damals nichts. Außer Sonja und Christian erkannte der Zeuge Peter H. niemanden aus der umfangreichen Bildmappe.
Fragen gabs auch zur Hütte im Aostatal. Nachdem Sonja und Christian ab August 1978 verschwunden waren, übernahm die Familie H. ihre gemietete Hütte. Und weil diese Hütte seit jeher von mehreren Parteien genutzt wurde, lag der Schlüssel immer am gleichen Platz in einem Loch der Fensterbank unter einem Kuhhorn versteckt. Nach mehreren Hüttenbesuchen entdeckten Carmen und Peter H. erst im Sommer 1979 im Bettkasten einer Klappcouch ein Gewehr und Zündschnüre unter einer roten Decke. Beide vermuteten eine Falle.
Laut Carmen H. war die Hütte bereits von der Polizei durchsucht worden, während Peter H. die Durchsuchung erst nach dem Waffenfund einordnet. Von den Fundsachen fertigte der Zeuge damals Bilder an und schickte diese gleich dem LKA nach Wiesbaden. Erst nach einem halben Jahr zeigte das LKA Interesse. Heute wurde der Zeuge in dieser Sache mit einer Bildmappe des Kriminalamtes von 1981 konfrontiert und musste feststellen, dass über seine Bilddokumentation hinaus und für ihn unerklärlich noch weitere Waffenteile aufgeführt werden.
Im Zusammenhang mit der roten Decke befragte die Staatsanwaltschaft die Zeugen nach dem Auto Sonjas. Doch beide Zeugen konnten sich an keinen 2CV erinnern, obwohl sie selbst in jener Zeit eine solche Ente gefahren haben.
Einmal soll die Decke zuvor in Sonjas Auto gewesen sein, doch an diese Aussage konnte sich die Zeugin Carmen H. nicht erinnern. Und nach Peter H. wars noch mal anders: Die Polizei habe eine Hälfte der Decke nach dem Waffenfund in einem Auto gefunden. Kurzum: Es gibt vielerlei Erinnerungsfragmente, aber wenig Klarheit.
Am kommenden Dienstag werden Beweisanträge zu Hermann F. verhandelt, während am Freitag das Gericht einen französischen Polizeibeamten vernehmen will.