Zu den Verhaftungen in Griechenland
Ein paar erste Informationen zu den Verhaftungen von AnarchistInnen in Athen, Griechenland, die beschuldigt werden eine Vielzahl von Anschlägen verübt zu haben. Vier befinden sich momentan im Knast, sechs sind untergetaucht.
In den Abendstunden des 23. September wurden in Athen fünf junge Menschen im Alter von 20 und 21 Jahren unter dem Antiterrorgesetz verhaftet. Die Antiterroreinheiten der griechischen Polizei stürmte ein Haus in Halandri, einer Mittelklassewohngegend im Norden von Athen, im Zusammenhang mit Ermittlungen aufgrund von anarchistischen, militanten Angriffen auf Staat und Kapital. Das Haus wurden seit längerer Zeit beobachtet, da es Verbindungen zu „anti-autoritären und anarchistischen Angriffen“ geben soll und das Haus als geheimer Unterschlupf dienen sollte, es wurden angeblich Materialien gefunden, mit welchen sich Zünder und Sprengvorrichtungen bauen lassen. Von sechs weiteren Personen wurden Fingerabdrücke im Haus gefunden, die Beschuldigten konnten sich aber der Verhaftung entziehen und sind untergetaucht. Einer der fünf Festgenommen wurde später wieder entlassen, die anderen wurden angeklagt unter der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Beschaffung und Besitz von explosiven Materialien, Herbeiführen von Explosionen und Gefährdung von Menschenleben, schwerer Diebstahl, sowie kleinerer Vergehen wie Verstöße wegen Sylvesterknallern und anderem. Sie befinden sich im Knast und müssen sich am morgigen Dienstag vor dem Haftrichter verantworten, welcher über die Untersuchungshaft entscheiden wird. Bis jetzt haben sie jede Kooperation mit den Repressionbehörden abgelehnt und die Vorwürfe zurückgewiesen. Sie sollen Teil der „Conspiracy of the Cells of Fire“ sein. In den Medien wurden die Fotos und Namen der vier veröffentlicht, sowie Steckbriefe der Untergetauchten. Bei einem der Verdächtigen soll es sich um einen 25-Jährigen handeln, der bereits in der Vergangenheit als mutmaßliches Mitglied der Terrorgruppe „Sekte der Revolutionäre“ unter Polizeiverdacht stand.
Die Anklage wegen des Herbeiführens von Explosionen resultiert aus den Angriffen auf das Haus des ehemaligen Staatssekretärs im Innenministerium Panayiotis Hinofotis am 12. Juli, auf das Gebäude des Ministeriums für Makedonien und Thrakien am 2. September in Thessaloniki und die Explosion im Eingangsbereich des Apartments des ehemaligen Ministers der oppositionellen PASOK Gerassimos Arsenis und seiner Frau, der Verantwortlichen für Wirtschaftsangelegenheiten der PASOK Louka Katseli, in Kolonaki, einem Stadtteil von Athen, am Mittwoch den 23. September.
Am Freitag Abend gab es eine erste Reaktion auf die Verhaftungen. Die Polizeisperren um den Athener Stadtteil Exarchia wurden durchbrochen und die Hauptzentrale von PASOK, der sozialdemokratischen Partei, eines der momentan am bestbewachtesten Gebäude des Landes, mit Molotovcocktails und Steinen angegriffen. Während des Angriffes fing auch ein Fahrzeug des Fernsehen Feuer und brannte aus. Daraufhin wurde das Gebäude evakuiert, es gab keine Verhaftungen, die Leute zogen sich hinter brennende Barrikaden zurück.
Am 4. Oktober werden in Griechenland vorgezogenen Parlamentswahlen stattfinden, der amtierende Ministerpräsident Kostas Karamanlis sah sich zu diesem Schritt gezwungen, nachdem im Zuge der wirtschaftlichen Krise die Popularität immer weiter sank und sich unter den Bevölkerung Missstimmung breit machte. Mit den Verhaftungen nur wenige Tage vor der Wahl möchte die Regierung ihre Stärke und Entschlossenheit im Kampf gegen alle, die sich gegen die herrschende Ordnung aus Staat und Kapital stellen beweisen. Für den Wahltag wird mit vielseitigen Vergeltungsaktionen von Seiten der AnarchistInnen gerechnet.