Zur aktuellen Situation und dem Prozess gegen den anarchistischen Gefangenen Mario Lopez “Tripa”
Von linksunten.indymedia übernehmen wir einen Text über die aktuelle Situation und den laufenden Prozess gegen Mario Lopez. Ebenfalls übernehmen wir einen Brief von ihm.
Das Licht am Ende des Tunnels ist nicht der Zug, sondern das solidarische Feuer und die Hoffnung!
Tripa sitzt nun schon eine Weile im mexikanischen Knast, kuriert seine Verletzungen aus und muss sich tagtäglich dem grausamen Knastalltag stellen. Die ersten Anhörungen sind vorbei, sowie hoffentlich auch die ständig wechselnden Anklagepunkte und es kommt Bewegung in den Prozess.
Nachdem es viele solidarische Aktionen in verschiedenen Teilen der Erde gab, kam es in der Nacht vom 17.9. – 18.9. zu einer Reihe koordinierter Aktionen anarchistischer Gruppen und Individuen.
Die Solidarität mit Tripa, Felicity sowie mit allen anarchistischen Gefangenen weltweit fand folgende Ausdrücke:
– Angriffe auf die Patrouillen der PGJ (Procuraderia General de Justicia) und die CFE (Comision Federal de Electricidad) in Mexiko-Stadt. Leider ging nur ein Bullenwagen in Flammen auf, die anderen Brandsätze konnten geborgen werden. Ein weiteres Artefakt explodierte vor der Zahlstelle der Elektizitätsgesellschaft. Die Verantwortung für beides übernahm eine Zelle der FLT (ELF Mexico, Front zur Befreiung der Erde).
-Ein Sprengsatz zündete in einer Filiale der BBVA Bancomer Bank in Mexiko-Stadt. die Verantwortung übernahm die CARI-PGG/FAI (autonome Zelle für die sofortige Revolution – Praxedis G. Guerrero, Teil der informellen anarchistischen Föderation)
-Ein Sprengsatz in einer Bankfiliale der BBVA Bancomer in Veracuz, welcher mit Hilfe von “Aktivbürgern” und Marine geborgen werden konnte. Zu dieser Tat bekannte sich die IAOS-JCL/FAI (Initiative Anarcho-Aufstand der Offensive und der Solidarität Julio Chavez Lopez der informellen anarchistischen Föderation)
-Ein bewaffneter Angriff auf eine Bullenstreife im mexikanischen Staat von der CI-MSA/FAI-M (aufständische Zelle Marian Sanchez Anon, der informellen anarchistischen Föderation Mexiko). Bei dem Angriff ist mindestens ein Bullenschwein verreckt (Bekenner_innenschreiben auf deutsch).
-Ein Brandsatz in einer Filiale eines pharmazeutischen Unternehmens in Mexiko-Stadt von der CCF-FAI (Konspiration der Zellen des Feuers – informelle anarchistische Föderation). Das Objekt wurde wie geplant Opfer des Feuers. Leider gab es mehrere Verletzte, wie auch von den Verantwortlichen ausdrücklich bedauert wird, da der Zünder 12 Std. zu spät zündete und nicht wie geplant nachts im leerstehenden Gebäude hochging.
-Am 28.10. fanden Solidaritätskundgebungen im Zusammenhang mit den internationalen Anti-Knast-Aktionstagen vor dem Repräsentationsgebäude der Regierung von Guanajuato und den Botschaften von Chile, Deutschland, Griechenland und Italien statt.
Wie nicht anders zu erwarten, fiel das mediale Echo ziemlich krass aus. Es wurde behauptet, dass der Angriff auf die Bullen von Drogenbanden ausging, später dann, dass auf ein öffentliches Transportmittel geschossen wurde, dass bei dem Angriff Angehörige eines Gefangenen getötet wurden. Danach wurde bekanntgegeben, dass es sich um die Angehörigen des Bullen handele. Letzteres können wir nicht revidieren, alles andere war definitiv falsch!
Desweiteren wurde behauptet, dass eine der Personen, die die Streifenwagen angegangen haben, mit vier Mollis im Rucksack festgenommen wurde; auch falsch!
Richtig und wichtig jedoch ist, das die Anhörung am 17.10. super gelaufen ist. Die Bullen, die als Hauptbelastungszeugen gelten, haben wohl die Hosen voll. Nachdem sie zu den ersten Anhörungen garnicht erst aufgetaucht sind, haben sie nun ihre Erklärungen und Aussagen revidiert, weigern sich, ihre Aussagen zu unterschreiben und können sich an nichts mehr erinnern :)!!!
Zwei weitere Zeugen haben ausgesagt, nichts gesehen zu haben und genötigt worden zu sein, das Zeugenprotokoll zu unterschreiben.
Eine andere Zeugin, welche sich unmittelbar in der Nähe von Mario befand, als sein Rucksack explodierte, sagte aus, sich in keinster Weise gestört gefühlt zu haben und es als nichts Annormales empfunden zu haben.
Einer der Bullen hat versucht, eine alte Geschichte wieder aufzurollen, welche sich vor gut vier Jahren ereignete, diese wurde jedoch vom Richter als veraltet abgetan. Bei der Geschichte handelt es sich um eine Anti-Stierkampfdemo, bei der das Stierkampfmuseum und ein paar Autos kaputt gegangen sind. Mario wurde damals beschuldigt, mit verantwortlich für die Zerstörung zu sein. Da ihm die Anklageliste zu lang und die Vorwürfe zu krass erschienen, entschloß er sich, gar nicht erst bei Gericht aufzutauchen.
Die Situation in Mexiko wird sich voraussichtlich weiterhin verschärfen. Die mexikanische Regierung hat laut Medienberichten einen “Anti-Terror-Pakt” mit England, Deutschland, Frankreich und Italien geschlossen, der wohl eher ein Anti-AnarchistInnen-Abkommen ist.
Auf der anderen Seite haben anarchistische Gruppen erklärt, ihren Kampf zu verstärken – sozialer Krieg an allen Fronten!
Fotos der Aktionen und Bekenner_innenschreiben (auf spanisch) unter: solidaridadmario.espivblogs.net
Mitteilung des Gefährten Mario Lopez bezüglich seiner rechtlichen Situation und seiner Situation im Knast. Aus dem Reclusorio Sur, Mexiko, D.F.
Companerxs. Ich habe, das ist wahr, mich entschieden, eine andere Entscheidung zu treffen, und zwar die, die “Zusammenarbeit” mit der Anklageseite (Sachverständigen- und kriminologischen Gutachten) komplett und absolut zu verweigern. Aber ich bin bereit, mit der Verteidigung zusammenzuarbeiten; auch, weil die companeras Anwältinnen genau das sind: anarchistische companeras, und für ihre Überzeugungen (mehr als dafür, einen Prozess zu führen, der vom Staat als “kriminell, egozentrisch, manipulativ…feindlich” bezeichnet wird) von der Polizei beschuldigt werden.
Die companeras Anwältinnen haben mir ihre Unterstützung angeboten, den Fall bis in seine letzten Konsequenzen fortzuführen und diese Unterstützung spüre ich stärker als Auftrag von companeras, als einfach nur von “Anwältinnen”!
Inzwischen haben sie mich von der Krankenstation in die Gemeinschaftsunterkünfte verlegt; Verhältnisse und Räumlichkeiten betreffend, wie ich zugeben muss, in sehr schlechte hygienische Umstände, um meine Genesung zu vollenden.
Sehr schlecht für die Heilung meines Beinmuskels. Die Verbrennungen verheilen schon, obwohl die sensible Haut anfällig ist bei der Reibung durch die Kleidung. Die Wunde im Arm, das Loch, das praktisch von einer auf die andere Seite ging, ist schon gut verheilt.
In Zukunft werden wir mehr als genug Zeit haben, um über den Alltag in den mexikanischen Knästen zu berichten, im Augenblick müssen einige Dinge vorbereitet werden, um zu vermeiden, dass sie mir noch mehr Sachen anhängen.
Wie ich schon in einer früheren Mitteilung ausgeführt habe, bekenne ich mich nicht zu dem “Delikt”, dessen mich die Staatsanwaltschaft anklagt; ich bekenne mich zu meinen Positionen und anarchistischen Aktionen.
Ich danke den compas der CCF-Griechenland im Knast für ihre Ratschläge und Unterstützung.
Mit den libertären Anarchist_innen im Knast…Revolutionäre Solidarität!!!
Gegen Staat und Kapital…Sozialer Krieg!!!
Mario Lopez, anarchistischer Gefangener im Krieg, Reclusorio Sur, Mexiko, D.F.