ein Text der Initiative: “Warum brauchen wir eine Gedenktafel?“
Am 24. Januar 2020, vor etwa einem Jahr, wurde in Berlin Friedrichshain eine Frau ermordet. Maria B. wurde von einem Polizisten erschossen, der mit drei seiner Kollegen die Tür zu ihrem Zimmer aufgebrochen hatte.
Marias Tod steht in einer Reihe mit denen vieler anderer Menschen, die, oftmals in Situationen akuter psychischer Krisen, von Polizist*innen erschossen wurden. Von Polizist*innen, die sich trotz ihrer Ausbildung, ihrer Überzahl, ihrer Möglichkeit ausgebildete Psycholog*innen hinzuzuziehen dazu entschlossen einen anderen Menschen zu töten.
Nach dem Mord wurden im laufe eines Jahres bereits vier Gedenktafeln an dem Haus angebracht, in dem Maria zuletzt wohnte und starb. Die Tafeln wurde immer wieder, vermutlich von der zuständigen Hausverwaltung, entfernt und daraufhin erneuert. Anlässlich des Jahrestages ihrer Ermordung, haben wir eine Gedenktafel in den Gehweg vor dem Haus eingelassen. Aber auch diese, im öffentlichen Raum platzierte Tafel wurde bereits nach zwei Tagen entfernt. Ob von der Hausverwaltung, der Stadt oder der Polizei, wissen wir nicht.
Am 24.1.21 jährt sich der Mord an Maria zum ersten Mal.
Maria wurde vor fast einem Jahr in ihrer Wohnung von vier Bullen ermordet, nachdem ihr Mitbewohner diese gerufen hatte, weil er sich von ihr bedroht gefühlt hatte.
Wir sind nach wie vor traurig und geschockt, aber auch wütend über diesen feigen Mord.
Deshalb rufen wir am Sonntag den 24.1.21 um 15 Uhr zur Gedenkkundgebung für Maria auf!
Am Freitag den 24.07.2020 findet eine Gedenkdemo zum Anlass der Ermordung von Maria B. durch die Polizei statt. Startpunkt ist um 17Uhr am Boxhagenerplatz. Gemeinsam wollen wir den Opfern tödlicher Polizeigewalt gedenken. Kein Vergeben, Kein Vergessen!
Maria
B. – Von Polizisten ermordet
Am
24. Januar diesen Jahres drangen vier bewaffnete Männer in eine
Wohnung in der Grünberger Str. in Friedrichshain ein. Sie brachen
die Tür, des in der Wohnung befindlichen Zimmers auf. Dahinter
fanden sie, wie erwartet, Maria B., die sich mit einem Messer in der
Hand am Ende des Zimmers befand. Aus 6 Metern Entfernung schossen die
Polizisten der jungen Frau in die Brust. Diese starb an den Folgen
der Attacke.
Danach
folgte die Tirade der Täter: Sie hätten richtig gehandelt, die
Reaktion sei legitim gewesen, sie seien ja für solche Situationen
„ausgebildet“.
Es
gibt viele Berufsgruppen, die regelmäßig mit Messern konfrontiert
sind: Sozialarbeiter*innen, Pfleger*innen, Türsteher*innen u.v.m.
Diese Menschen haben nicht die Möglichkeit und höchstwahrscheinlich
auch nicht den Willen ihr Gegenüber zu erschießen. Und trotzdem,
oder gerade deswegen, sind sie in der Lage, solche Situationen zu
regeln, ohne dass Menschen dabei sterben müssen. Außerdem gibt es
in Berlin den Sozial Psychologischen Dienst, Psycholog*innen die der
Polizei ohnehin zur Verfügung stehen. Und die u.a. dafür da sind,
Menschen in Krisen zu begleiten und Situationen zu entschärfen.
Da
stellt sich die Frage: warum morden Polizist*innen?
Unter
anderem, weil sie keine Strafen befürchten müssen. In gerade einmal
6% aller Fälle in denen wegen unrechtmäßiger Gewaltanwendung gegen
Poizist*innen ermittelt wird, kommt es zur Anklage. Polizist*innen
sind häufig so von sich selbst und dem Recht ihrer Tat überzeugt,
dass sie dafür sogar über Leichen gehen.
Gedenken
an Maria im Kiez verankern!
Wie
zu erwarten war, hat die Staatsanwaltschaft die „Ermittlungen“
gegen den Mörder eingestellt. Es gab weder eine anschließende
Stellungnahme, noch eine Randnotiz in irgendeiner Zeitung. Als wäre
das nicht genug, wurde eine Gedenktafel für Maria nun schon zum
vierten mal entfernt Nächsten Monat ist der Mord an Maria schon ein
halbes Jahr her und wie so viele andere Polizeimorde, komplett aus
der Öffentlichkeit verschwunden. Das wollen wir ändern!
Der
Mord an Maria muss öffentlich sichtbar bleiben! Sorgen wir gemeinsam
dafür.
Zu
viele Menschen, die von Polizist*innen ermordet wurden, sind in
Vergessenheit geraten. Es liegt in unserer Verantwortung, ihre Namen
wieder in die Öffentlichkeit zu tragen. Lasst uns gemeinsam den
Opfern tödlicher Polizeigewalt gedenken. Kein Vergeben, kein
Vergessen!
Kommt am Freitag, den 24.07. zum gemeinsamen Gedenken nach Friedrichshain! 17 Uhr Kundgebung am Boxhagener Platz 18 Uhr Demostart
Mehr Infos zu Maria findet ihr zB unter dem Punkt Maria oben auf der Seite.
Uns erreichte der folgende Bericht zu einer Aktion, bei der an den Mord an Maria B. gedacht wurde. Uns freut es sehr zu hören, dass Maria nicht vergessen ist.
„Am 23.05. versammelten sich ca. 20 Menschen am Boxhagener Platz, um an den Mord an Maria B. vor genau vier Monaten zu gedenken. Maria wurde in ihrer eigenen Wohnung in der Grünberger Str. in Friedrichshain von 4 Bullen erschossen. Während einige Leute Flyer verteilten (den Text mit mehr Informationen findet ihr unten) wurde über eine kleine mobile Anlage Musik und verschiedene Redebeiträge abgespielt. Anschließend versammelten sich noch einmal alle vor der Grünberger Str. 46 um an Maria zu gedenken. Hier wurden Blumen abgelegt, Kerzen angezündet und nochmal Flyer an vorbeikommende Passant*innen verteilt. Auf dem Rückweg kam es, zu einer Festnahme durch die Bullen. Wegen fadenscheinigen Gründen (fahren mit einem Fahrrad auf dem Gehweg), wurde eine Person mit auf die Wache genommen, kontrolliert mitsammt ganzkörperuntersuchung und ausziehen! Diese Aktion der Bullen ist nur als eins zu verstehen: eine absolute Provokation. Vor allem, weil es eine Aktion zum Gedenken an eine Person(Maria) war, die von eben diesen Bullen erschossen wurde. Anscheinend werden die Mörder nicht gern mit ihren Taten konfrontiert. Wir hoffen, dass die Aktion andere Menschen inspiriert, auch in diesen Zeiten Gedenken und Aktionen aufrecht zu erhalten.
***Flyertext***Maria B. – Von Polizisten ermordetAm
24. Januar diesen Jahres drangen vier bewaffnete Männer in eine Wohnung
in der Grünberger Str. in Friedrichshain ein. Sie brachen die Tür, des
in der Wohnung befindlichen Zimmers auf. Dahinter fanden sie, wie
erwartet, Maria B., die sich mit einem Messer in der Hand am Ende des
Zimmers befand. Aus 6 Metern Entfernung schossen die Polizisten der
jungen Frau in die Brust. Diese starb an den Folgen der Attacke.Danach
folgte die Tirade der Täter, was sie alles richtig gemacht hätten und
was aller, außer ihrem Verhalten falsch gewesen sei. Sie hätten ruhig
auf Maria eingeredet, gleichzeitig war die Situation unübersichtlich.
Sie hätten sich bedroht gefühlt, von einer verschlossenen Zimmertür,
welche sie kurz darauf aufbrachen. Sie kamen nicht auf die Idee, das
Zimmer wieder zu verlassen. Vier ausgebildete „Professionelle“ und eine
„psychisch Kranke“. Und trotzdem hat die Ausbildung nicht dafür
gereicht, dass alle Menschen in dem Raum überleben.Es
gibt sehr viele Berufsgruppen, die regelmäßig mit Messern konfrontiert
sind: Sozialarbeiter*innen, Pfleger*innen, Türsteher*innen u.v.m. Sie
haben nicht die Möglichkeit und höchstwahrscheinlich auch nicht den
Willen ihr Gegenüber zu erschießen. Und trotzdem, oder gerade deswegen,
sind sie in der Lage, solche Situationen zu regeln, ohne dass Menschen
dabei sterben. Genauso gibt es in Berlin den Sozial Psychologischen
Dienst, der u.a. dafür da ist mit Menschen in Krisen zu sprechen und
Situationen zu entschärfen. Und selbst der Polizei stehen eigentlich
Psycholog*innen zur Verfügung, die mit dazu gerufen werden können.Da stellt sich die Frage: warum morden Polizist*innen?Wahrscheinlich,
weil sie keine Strafen befürchten müssen. In gerade einmal 6% aller
Fälle in denen wegen unrechtmäßiger Gewaltanwendung gegen Poizist*innen
ermittelt wird, kommt es zur Anklage. Polizist*innen sind häufig so von
sich selbst und dem Recht ihrer Tat überzeugt, dass sie dafür sogar über
Leichen gehen.Gedenken an Maria im Kiez verankern!Wie
zu erwarten war, hat die Staatsanwaltschaft die „Ermittlungen“ gegen
den Todesschützen sang- und klanglos eingestellt. Es gab weder eine
anschließende Stellungnahme, noch eine Randnotiz in irgendeiner Zeitung.
Weiterhin wurde eine Gedenktafel für Maria nun schon zum vierten mal
entferntDer Mord an Maria muss öffentlich sichtbar bleiben!Sorgen wir gemeinsam dafür.Mehr Infos: https://de.indymedia.org/node/73539
am 24.04 ist es drei Monate her, dass Maria B. in ihrer Wohnung vom deutschen Staat erschossen wurde. Sie war die erste von vier Toten innerhalb von zwei Wochen, die dieses Jahr auf das Konto der Berliner Polizei gehen. Auch der Fall von Maria hat, wie fast immer bei Polizeigewalt und -willkür, keine Konsequenzen. Am 20. Februar 2020, also nicht mal einen Monat danach, hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen den Todesschützen sang- und klanglos eingestellt. Wie immer decken die Schreibtischtäter*innen ihre Angestellten. Um auch in diesen turbulenten Zeiten der Pandemie die Opfer von Polizeigewalt nicht zu vergessen, rufen wir dazu auf, sich am 24.04. sportlich zu betätigen und den Tag über Blumen und Kerzen am Tatort, der Grünbergerstr. 46 in Berlin Friedrichshain, nieder zu legen. Wenn ihr aus Gründen der Pandemie nicht direkt dort vorbei schauen könnt, macht auch gerne Fotos oder andere Gedenkbilder und schickt sie uns. Wir stellen sie dann auf unsere Seite.
Eigentlich wollten wir heute zum Gedenktag vom Tod von Maria vor dem Tatort versammeln. Durch die Corona-Seuche in Kombination mit Ausgangssperre und das Verbot von Versammlungen haben wir uns dagegen entschieden uns persönlich zu versammeln. Aber wenigstens unseren Redebeitrag wollen wir hier posten.
Polizeistaat entsichern – Routenänderung nach Friedrichshain.
Update Demo: Polizeistaat entsichern – Routenänderung nach Friedrichshain.
Tatort Friedrichshain. Freitagmorgen kurz
nach 4:00 Uhr. Maria R. wird in ihrer Wohnung von Bullen des Abschnitt
51 (Wedekindwache) erschossen. Laut Polizeimitteilungen an die fleißige
Hofpresse soll schnell klar werden: Maria ist eine psychisch instabile
Person und sei mit einem Messer auf die Beamten zugestürmt. Wir zweifeln
an dieser Darstellung der Berliner Polizei und erachten das
verteidigende Statement der Bullenpräsidentin Slowik als Kampfansage an
die Bevölkerung Berlins.
Maria ist hierbei kein Einzelfall in Berlin und unmittelbarer Umgebung.
2008 erschießt der Berliner Bulle Reinhard Rother den jungen Dennis
“Jockel” in Schönfließ. Er richtet ihn regelrecht in seinem Auto hin,
dabei entleerte er sein komplettes Magazin. Schon der erste Schuss war
tödlich. Auch hier berichteten die Presse und die Bullen von einer
Notwehrsituation. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich
nicht wie zuvor beschrieben um die verbreitete Version handelte. Fazit:
2,5 Jahre auf Bewährung für den Mörder von Dennis.
2011 ermordeten Berliner Polizisten in Schöneberg Slieman Hamade,
indem sie körperlich auf ihn einwirkten. Tritte. Schläge. Pfefferspray.
Letztendlich war Sliemann tot und einen Monat später das
Ermittlungsverfahren gegen die beteiligten Bullen eingestellt. Nur durch
die Schaffung von Öffentlichkeit war es überhaupt möglich das Verfahren
wieder aufzunehmen.
2016 mit der Hinrichtung von Hussam Fadl beginnen die Behörden ihr
Vorgehen zu rechtfertigen, indem sie behaupten es war ein Messer im
Spiel. Nur durch die beherzten Recherchen des Anwaltes gelang es, das
Verfahren neu aufzunehmen und nachzuweisen, dass es das besagte Messer
niemals gab.
2017 erschossen Bullen aus Mecklenburg-Vorpommern einen 27 Jährigen
aus Kreuzberg, der in Neubrandenburg in einen Kiosk eingestiegen sein
soll. Die Rechtfertigung für die tödlichen Schüsse: Der Bulle wurde mit
Pfefferspray abgesprüht.
2018 kam Fabien M. durch einen Funkwagen der Polizei zu Tode. Ersten
Mitteilungen zufolge soll sie abgelenkt gewesen sein. Nur durch einen
anonymen Hinweis wurde bekannt, dass der Polizist Peter G. mit 1,1
Promille im Streifendienst unterwegs war.
In wenigen Fällen dieser tödlichen Ereignisse konnten wir unserer Wut
eine Stimme verschaffen und die öffentliche Wahrnehmung verändern. Der
Korpsgeist innerhalb der Polizei lässt keine Fehler zu und wenn doch,
verändert sich die öffentliche Fehleranalyse nur in dem Grade, indem
sich die Beweislage oder das Interesse daran verschiebt.
Wir können nicht behaupten, dass wir wissen was in der Wohnung von
Maria vorgefallen ist oder wie sich der Ablauf der Situation darstellte.
Aber wir wollen festhalten, dass die Fälle tödlicher Polizeigewalt in
Deutschland eine Kontinuität haben.
Wir haben uns heute dazu entschieden unsere Demonstration zu verlegen
und nach Friedrichshain zu gehen, um aus unserer Theorie zur Praxis zu
schreiten.
Es wäre für uns ein politisches Verhängnis, wenn wir nicht an den Ort
der Hinrichtung kommen würden und im selben Atemzug einen Kongress
organisieren, der sich mit Gegenstrategien im Kontext polizeilicher
Arbeit befasst.
Der Mord an Maria reiht sich ein in eine nicht enden wollende Welle
der Gewalt des Staates gegen seine eigene Bevölkerung, gegen die, die
nicht ins Bild der Verwertbarkeit dieser Stadt passen. Dabei steht
dieser Mord symbolisch als auch symptomatisch für dieses System, welches
Menschen in verwertbar und unverwertbar teilt und denen, die im
Kapitalismus nicht verwertbar sind, dass Leben abspricht.
Die geplante Demonstration anlässlich des europäischen
Polizeikongresses soll unsere Wut und Trauer über diese Zustände
sichtbar machen. Welchen Ausdruck ihr dafür wählt, liegt in eurem
Ermessen und diesem sollten keine Grenzen gesetzt sein. Das Ziel dabei
ist keine Gedenkdemonstration in einem „klassischen“ Sinne
durchzuführen, das wollen wir uns nicht anmaßen.
Die Gegenseite allerdings wird alles daran setzen uns zu bezichtigen
den Tod Marias politisch zu instrumentalisieren. Wir stellen hiermit
deutlich klar, dass es uns keineswegs um die politische
Instrumentalisierung des Todes geht, sondern darum diesen Zuständen, die
zum Tod von Maria führten, kämpferisch, entschlossen und solidarisch zu
begegnen. Es ist nicht hinnehmbar, dass eine Regierung die Legitimation
über Leben und Tod innehat, bei allen Fällen tödlicher Schüsse, Schläge
oder Autounfällen liegt anfangs die Verantwortung bei den Verstorbenen,
wie in jedem der oben genannten Fälle.
Wir werden in einer angemessenen Weise an dem Haus von einer der
unzählbaren Betroffenen tödlicher Polizeigewalt vorbeigehen. Wir werden
keine Schweigeminute halten, da wir denen, die keine Stimme mehr haben,
eine geben wollen.
Die angemessene Weise, wie ihr den Mördern aus der Wedekindwache
begegnet, überlassen wir euch. Den Bullen sagen wir hierbei: Respekt
bedeutet, sich dieser Demonstration fernzuhalten. Ihr tragt die
Verantwortung für die tödlichen und gewaltvollen Handlungen in dieser
Stadt.